Noëmi Knoch (21), Germanistik-Studentin aus Bern, Jüdin
«Diskriminierung, Antisemitismus und Islamophobie sind Themen, die heute aktuell sind. Es ist wichtig, auf solche Entwicklungen früh zu reagieren und früh dagegen vorzugehen. Denn es war ja auch damals nicht so, dass quasi über Nacht überall Konzentrationslager gestanden sind. Nicht dass ich sagen möchte, dass heute wieder dasselbe geschieht. Trotzdem: Es ist viel Ungerechtigkeit da, noch lange werden nicht alle Menschen gleich behandelt.
Ich finde es wichtig, dass wir uns daran erinnern, was war und uns füreinander einsetzen. Ich selber engagiere mich für den Dialog, damit Brücken aufgebaut werden zwischen verschiedenen Ethnien, Religionen und Nationalitäten. Wir sind alle verantwortlich für ein friedliches Zusammenleben – wir können die Verantwortung nicht auf einen höheren Plan von Gott oder so abschieben.»
Abduselam Halilovic (23), Islamwissenschaften-Student aus Zürich, Muslim
«Noch immer steht vor jeder Synagoge ein Wachmann, nach dem Anschlag auf ‹Charlie Hebdo› wurden Moscheen angezündet. Das zeigt, dass es auch heute noch Leute gibt, die so denken, wie jene damals. Dass Menschen anderen Menschen unvorstellbares Leid antun, ist leider möglich.
Die Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg sollte nicht einfach sein, dass den Juden nichts mehr geschehen darf. Vielmehr, dass wir ein Bewusstsein für das Leiden von anderen entwickeln und nicht wegschauen. Und uns aktiv dafür einsetzen, dass dieses Leiden ein Ende hat. Doch es gab und gibt Völkermorde: in Ruanda und Bosnien zum Beispiel, in Syrien, Lybien oder die hunderttausend Bootsflüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken – doch die Welt schaut einfach zu. Das verstehe ich nicht.»
Florian Kasperski (20), Anglistik-Student aus Zürich, Christ
«Nur weil der Krieg seit 70 Jahren vorbei ist, heisst das nicht, dass es so etwas nicht mehr geben wird. Wir sollten uns nicht in einer falschen Sicherheit wiegen. Ich sehe, dass heute ähnliche Prozesse laufen, wie damals. Es ist nicht dasselbe, aber dennoch.
Wir sollten aufhören, unsere Handlungen von dem bestimmen zu lassen, was war. Sondern einen Schnitt machen und sagen: Egal mit wem ich noch welche Rechnung offen habe – ich fange jetzt neu an und sehe jeden Menschen als Mitmenschen. Vielleicht ist das etwas utopisch. Aber wir alle können Schritte in diese Richtung unternehmen.»