Sowohl Vanessa Redgrave als auch Jane Fonda muss es leicht gefallen sein, die beiden unabhängigen und unkonventionellen Frauen Julia und Lillian zu verkörpern, finden sich doch bei beiden Schauspielerinnen Parallelen zu ihrem Privatleben.
Laut und politisch
Julia (Redgrave), aus reichem jüdischen Haus, lehnt ihre elitäre Herkunft bereits als Teenager ab und zeigt schon früh politisches Engagement gegen nationalsozialistische Tendenzen in der Vorkriegszeit.
Ihre Schulfreundin Lillian Hellman (Fonda), die spätere Schriftstellerin, wird zwar nicht politisch aktiv, ist ihrer Freundin aber bis zur Hörigkeit verbunden. Sie kämpft für ein unabhängiges Leben als Autorin und pfeift auf Konventionen und Rollenbilder.
Aufsehenerregendes Engagement
Vanessa Redgraves politischer Kampf im Namen des Sozialismus erreichte an der Oscar-Verleihung 1978 in einen spektakulären Höhepunkt. Als Gewinnerin für die beste weibliche Nebenrolle nutzte Redgrave die Redezeit für einen Aufruf gegen Faschismus und Antisemitismus.
Jane Fonda war als politische Stimme gegen den Vietnamkrieg bekannt und engagierte sich damals lautstark gegen Kriegseinsätze der US-Armee.
Eine lebenslange Freundschaft
Fonda und Redgrave blieben auch nach dem Film eng verbunden. Jane Fonda benannte eines ihrer Kinder nach ihrer Freundin Vanessa.
Regisseur Fred Zinnemann erkannte das Potential der beiden bereits während der Dreharbeiten, bezeichnete sie später als ein magisches Team – wenngleich ihre Schauspiel-Techniken sehr unterschiedlich gewesen seien. Fonda habe auf Knopfdruck weinen oder lachen können, während Redgrave ihre Gefühle aus dem tiefstem Inneren hervorzuholen schien.
Fesselnd trotz Längen
«Julia» ist ein Film mit gewissen Längen. Die Rückblenden in die Jugend der beiden Frauen muten zeitweise etwas gekünstelt an.
Die brillante Darstellung von Redgrave und Fonda tröstet jedoch über die Schwächen des Filmes hinweg. Wer «Julia» gesehen hat, fragt sich unweigerlich, wo nur so lange die starken Frauenrollen geblieben sind.