Seit dem 8. September 1966 fliegt nun das Raumschiff Enterprise durch TV, Kino und Markenwelt. Und es ist kein Ende abzusehen. Die futuristischen Sounds von «Star Trek» sind Zeitzeugen aus den Labors findiger Klangtüftler, die in den 1960ern mit einfachsten Mitteln die Welt von übermorgen zum Klingen gebracht haben. Eine Welt, die heute wie von gestern klingt – aber äusserst charmant.
1. Das Spiel der Oszillatoren
Beamen ist jenes praktische Verfahren, das den Körper in seine Atome zerlegt, um ihn auf einem meist unheimlichen Planeten wieder zusammenzusetzen. Dazu gehört ein schimmernder, magisch-zauberhafter Klangnieselregen, der an Bienenschwärme erinnert. Der «Star Trek»-Sounddesigner Ben Burtt spielte intensiv mit mehreren Oszillatoren und kreierte damit das sanft aufsteigende poetische «Beam-Geräusch».
2. Aus dem Physiklabor
Das Herzstück der Enterprise ist der Warp-Antrieb. Die Triebwerke sind meist dann laut und deutlich zu hören, wenn Captain James T. Kirk und seine Besatzung rasch die Galaxie wechseln müssen. Ein langes, aufheulendes Crescendo, dem Klang einer beschleunigenden U-Bahn nicht unähnlich, markiert den Wechsel in die Lichtgeschwindigkeit. Sounddesigner Ben Burtt besuchte dafür die Physikabteilung des Allegheny College, wo er selbst studiert hatte. In einem Echoraum experimentierte er mit Messgeräten. Das sanfte, aber energetisch anschwellende Crescendo des Warp-Antriebs spiegelt die Freude am Klang physikalischer Messtechnik und würzt sie mit einem Hauch utopischer Sound-Poetik.
3. Eine Wucht
Der Sound der wuchtigen Photonen-Torpedos aus dem Arsenal der Enterprise ist der Klangkulisse von Bob-Hope-Komödien aus den 1940er-Jahren entnommen. Um komische Effekte zu erzielen, wurde dort ein alberner «Boing»-Klang mit unterschiedlich dicken, metallischen Sprungfedern kreiert. Die «Star Trek»-Sounddesigner befestigten Kontaktmikrofone an einer solchen Sprungfeder und kombinierten das Geräusch mit einem Kanonenschlag. Für sie war klar: So klingt eine gefährliche Weltall-Waffe.
4. Harfe mit Rückkopplung
Der Phaser ist eine Art Laserhandfeuerwaffe. Der Sound hat seine akustischen Wurzeln in einem Klassiker des Science-Fiction-Kinos: «Krieg der Welten» aus dem Jahr 1953. Der Effekt, der das Sirren der Laserwaffen darstellt, wurde aus akustischen Rückkoppelungen von E-Gitarre und Harfe gewonnen.
5. Ein kleines Klang-Kunstwerk
Der Vorläufer des Mobiltelefons mit der Optik eines Rasierapparates kann heute als Replik gekauft werden und funktioniert sogar als Smartphone. Sein Sound ist funktechnischer Minimalismus: eine Mischung aus Zirpen und Klacken. Der Klang ist eine geschickte Umkonstruktion von Geräuschen aus der analogen Telefonie.
6. Ein Hauch Country-Musik
Für die Titelmusik liess sich Komponist Alexander Courage vom Country-Song «Beyond the Blue Horizon» von Richard A. Whiting inspirieren. In diesem Song hört man eine Eisenbahn tuten. Diesen sehnsüchtigen Drive wollte Courage ins Weltall bringen. Eine Woche hat er an dem einminütigen Thema gearbeitet und dieses dann in einem Rutsch mit 22 Studiomusikern aufgenommen. Doch etwas fehlte am Ende. Diesen besonderen, wischenden Echoklang bekamen die Musiker partout nicht hin. So schnappte sich Alexander Courage das Mikrofon, hauchte den Sound eines vorbeirauschenden Raumschiffes gleich selbst auf die Tonspur, und der Klang war perfekt. Bis in alle Ewigkeit.
«Star Trek»-Hörspiele auf Radio SRF 1 und 2
Freitag, 2.9., 20.00 Uhr auf SRF 1:
«Die dritte Zivilisation» von Arkadi Strugatzkij und Boris Strugatzkij
Freitag, 9.9., 20.00 Uhr auf SRF 1:
«Das Herz von Jayne Mansfield» von Armin Frost
Samstag, 10.9., 20.00 Uhr auf SRF 2:
«JuHrop – Eine Klingonische Oper» von Frieder Butzmann
Montag, 12.9., 14.00 Uhr auf SRF 1:
«Das Mädchen vom Mount Palomar» von Andreas Okopenko