Eigentlich wollte Johnny Depp nicht als Schauspieler Karriere machen, sondern als Rockmusiker. Er schmiss die Schule und zog mit seiner damaligen Band «The Kids» nach Los Angeles. Doch mit der Musik allein konnte er nicht überleben.
1984 schlug ihm sein Kumpel Nicolas Cage vor, sich für eine Nebenrolle casten zu lassen. In Depps erstem Filmauftritt liess sich der damals 21-Jährige im Horrorklassiker «A Nightmare on Elm Street» von Grusel-Kultfigur Freddy Krueger in einem spektakulären Blutbad aufschlitzen. Ein kultverdächtigter Karriereauftakt.
Teenie-Idol wider Willen
Der Durchbruch gelang Depp mit der TV-Serie «21 Jump Street», die zum Hit wurde und Depp zum Star machte. Mit dem Wechsel vom Background-Gitarristen zum Teenie-Schwarm kam der Junge aus Kentucky jedoch nicht klar. In einem Interview sagte er, wenn er mit der Serie aufhöre, werde er nur noch tun, was er wolle – und zwar, wie er es wolle.
Nach «21 Jump Street» parodierte Johnny Depp in John Waters überdrehtem Musical «Cry-Baby» sein Image als Mädchenheld. Als «Edward mit den Scherenhänden» spielte er eine Frankensteinfigur auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft.
Depp suchte sich Rollen aus, mit denen er sich identifizieren konnte. In «What’s Eating Gilbert Grape» stellte er das US-amerikanische soziale System infrage oder gab sich in der Drogen-Odyssee «Fear and Loathing in Las Vegas» dem totalen Kontrollverlust hin. Viele seiner Filme haben heute Kultstatus. Kommerziell erfolgreich waren sie jedoch kaum.
Und dann kam Hollywood
Das änderte sich, als er 2003 die Rolle des Piraten Jack Sparrow in Disneys «Fluch der Karibik» annahm. Der Familien-Abenteuerfilm war international so erfolgreich, dass es vier weitere Fortsetzungen gab und Depp als Jack Sparrow zum Publikumsmagneten der Franchise wurde. Doch der Ruhm rückte auch sein Privatleben in das Interesse der Öffentlichkeit.
2022 verfolgten Millionen die Live-Übertragungen seines Gerichtsprozesses mit Ex-Frau Amber Heard. Vorwürfe über Häusliche Gewalt, Lügen und Drogenexzesse führten dazu, dass Disney seinem Publikumsliebling eine weitere Fortsetzung der Piratenfilm-Reihe strich.
Zu cool für Hollywood?
Während Hollywood sich vom Star distanzierte, erhielt er für seine Rolle als französischer König in «Jeanne du Barry» auf dem Cannes-Filmfestival minutenlange Standing Ovations, was eine Kontroverse auslöse. Depps Comeback zu zelebrieren, sei ein unangebrachtes Signal für Opfer von häuslicher Gewalt, hiess es von Gegnerinnen und Gegnern.
Der Boykott durch Hollywood kümmerte Depp jedoch nicht. Jedenfalls behauptete er das an der Pressekonferenz in Cannes. Hollywood interessiere ihn nicht, so Depp, er selbst brauche es nicht.
Der Bad-Boy der Filmindustrie verkörpert in seinen Filmen oft Ausgegrenzte, Antihelden und unzähmbare Rebellen. Fast scheint es so, als ob er versuche, diesen Rollen auch im wahren Leben gerecht zu werden.