Eine grosse Überraschung war es nicht, als Pierce Brosnan Mitte der 1990er-Jahre als neuer Bond-Darsteller präsentiert wurde.
Der irische Schauspieler mit den ausgeprägten britischen Attitüden wurde seit Langem als Kronfavorit gehandelt. Als «007 – GoldenEye» 1995 ins Kino kam, räumte er mit den Agenten-Stereotypen seiner Vorgänger auf.
007-Mission in der Krise
Vor «GoldenEye» durchlief die Bond-Kinoreihe eine Krise. Schauspieler Timothy Dalton schaffte es nicht, als 007 in die grossen Fussstapfen seiner Vorgänger Sean Connery und Roger Moore zu treten.
Die Bond-Crew wusste, dass der nächste Film und sein neuer Darsteller überzeugen mussten. Es dauerte sechs Jahre, bis das neuste Agenten-Abenteuer 1995 ins Kino kam. Noch nie gab es eine so lange Pause zwischen zwei Bond-Filmen.
Bondgirls mit Lizenz zum Sprechen
Die Welt hatte sich seit 1962 weitergedreht, als Sean Connery in «Dr. No» als Agent mit der Lizenz zum Töten erstmals ins Kino kam.
Nur verschliefen das die Filmproduzenten. Bond wird bis Ende der 1980er-Jahre als frauenverschleissender Macho im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit inszenierte. «GoldenEye» sollte zum Korrektiv werden.
Der «neue Bond» wurde zum Teamplayer (letztlich rettete er die Welt dann trotzdem fast im Alleingang). Den Frauen begegnete er, zunächst widerwillig (und unter stetem Druck seiner Chefin M) auf Augenhöhe.
Brosnan rettet 007
Seine Co-Darstellerinnen Famke Janssen (als Gegenspielerin Xenia Onatopp) und Izabella Scorupc (als Mitstreiterin Natalya Simonova) waren eigenständige und selbstbewusste Charaktere, die Bonds schwer auszumerzende Schwäche für Frauen mit einem Schulterzucken quittierten.
Pierce Brosnan hatte als emanzipierter Bond eine heikle Mission: Er sollte das bisherige Kino-Publikum nicht vergraulen und neues hinzugewinnen. Das gelang ihm.
Der irische Schauspieler tarierte das altbackene und sexistische Image des britischen Agenten mit der richtigen Portion Charme, Witz und Action aus und führte die 007-Reihe erfolgreich ins moderne Zeitalter. In Umfragen unter Bond-Fans figuriert Pierce Brosnan unter den beliebtesten 007-Darstellern.
Statt der zwei weiteren Bond-Filme, für die er unterzeichnet hatte, stellte er bis 2002 viermal den britischen Nummer-eins-Agenten dar.
Lausiger Sänger mit Leidenschaft
Pierce Brosnan gelang es, auch jenseits des Bond-Universums erfolgreiche Filme zu drehen. Dabei spielte er kokett mit seiner bekanntesten Rolle und liess in Filmen wie «The Thomas Crown Affair» (1999) oder «The Tailor of Panama» (2001) Bond-Attribute ironisch einfliessen.
Mit «Mamma Mia» (2008) bewies Pierce Brosnan, dass er als Schauspieler – wie es von einem Bond-Darsteller erwartet wird – vor nichts zurückschreckt. Sein Gesang im ABBA-Musical war armselig. Doch er trug die Lieder mit solcher Inbrunst vor, dass man ihm jeden falschen Ton verzeiht.
Brosnan auf Umweltschutz-Mission
Pierce Brosnans wichtigste Mission gilt dem Umweltschutz. Gemeinsam mit seinem Sohn Paris wirbt er derzeit in einer aufwendig inszenierten Videokampagne für die sichere Entsorgung von Plastik-Abfall.
Der Vegetarier Brosnan unterstützt die Meeresschutz-Organisation «Sea Shepherd» seit Jahrzehnten.
Sein Engagement stellt er über den Star-Ruhm. 1995, bei der Premiere von «GoldenEye» in Frankreich, blieb er dem Anlass aus Protest gegen das Atomwaffen-Testprogramm Frankreichs fern.