«Der Film hinterlässt die Zuschauenden verwirrt und unbefriedigt.» Das schrieb die New York Times 1946 über «The Big Sleep». Ein hartes Urteil. Aber zumindest der Teil mit der Verwirrung war nicht unbegründet.
Der Regisseur versteht seinen Film nicht
Im Kriminalfilm soll Privatdetektiv Philip Marlowe (Humphrey Bogart) eine Erpressung aufdecken. Schnell stellt sich heraus: Auch die beiden Töchter seines Auftraggebers (Lauren Bacall und Martha Vickers) sind in die verworrene Geschichte verwickelt.
Es geht um Mord, Drogen, Lügen und Eifersucht. Doch am Ende verstanden nicht mal mehr Regisseur Howard Hawks und seine Drehbuchautoren die Geschichte.
Wer beispielsweise den Chauffeur in der Mitte des Films umgebracht hat, wussten selbst die Macher nicht.
Auch der Autor versteht seinen Roman nicht
Hilfe suchten die verwirrten Filmemacher beim US-Autor Raymond Chandler, der die die Roman-Vorlage zu «The Big Sleep» geschrieben hatte. Diese war 1939 erschienen. Es war Chandlers erster Roman über den Privatdetektiven Philip Marlowe. Sechs weitere folgten.
Chandlers Philip Marlowe prägte die Figur des Detektivs in der Literatur und im Film. Noch heute sind viele Leinwand-Ermittler durch ihn beeinflusst.
Doch selbst der Autor hatte den Überblick über seine Geschichte verloren. Auf die Frage von Regisseur Howard Hawks, wer denn nun den Chauffeur ermordet hatte, wusste auch er keine Antwort.
Man muss die Geschichte nicht verstehen
Macht nichts, fand der Regisseur. Er war überzeugt: Das Publikum will vor allem unterhalten werden. Die Geschichte spielt eine untergeordnete Rolle.
Der Film wurde 1945 zum ersten Mal US-Truppen im Ausland gezeigt. Aufgrund derer Reaktionen nahm der Regisseur Änderungen vor. Doch statt den Film verständlicher zu machen, strich er sogar die Szene, in der Detektiv Philip Marlowe das Verbrechen erklärt.
Die Fans wollen ihre Stars sehen
Stattdessen fügte er mehr Szenen mit seinen beiden Stars ein. Die männliche Hauptrolle spielte der damalige Superstar Humphrey Bogart, die weibliche Lauren Bacall. Nach dem Erfolg von «To Have and Have Not» war dies der zweite Film, in dem sie gemeinsam zu sehen waren.
Während der Dreharbeiten zu «The Big Sleep» hatten die beiden eine Affäre. Er war 45 Jahre alt, sie gerade mal 20. Als der Film zwei Jahre später in die Kinos kam, waren sie bereits verheiratet und galten als Traumpaar der Goldenen Ära Hollywoods.
Die Ehe hielt bis zu Humphrey Bogarts Tod 1957. Die beiden haben zwei gemeinsame Kinder.
Der Film schrieb Geschichte
Lauren Bacall und Humphrey Bogart trugen viel zum Erfolg von «The Big Sleep» bei. Filmkritikerinnen waren begeistert von der Chemie zwischen den beiden. Sie lobten auch die scharfen Dialoge und das komplexe Rätsel.
Heute zählt «The Big Sleep» für viele zu den besten Kriminalfilmen der Kinogeschichte. Er hat das Genre des Film noir nachhaltig beeinflusst, indem «The Big Sleep» bewies, dass die Atmosphäre eines Films und die Spannung wichtiger sind als die Handlung.