Kaum Luft. Nur Zentimeter trennen die Wasseroberfläche und die Decke der Höhle. Hier zwängen sich die zwei Höhlenforscherinnen Lea Odermatt und Nora Sanz mit ihrem Kollegen Diego Sanz vorsichtig durch. Und das Publikum mit ihnen. Dank einer Kamera, die eine der Forscherinnen in der Hand hält.
Premiere in Venedig
Diese Kamera filmt 360 Grad alles, was darum herum ist und passiert. Daraus entstanden ist die Virtual-Reality-Doku «Caves», die am Filmfestival in Venedig Premiere feierte.
Mit einer VR-Brille auf der Nase kann man das Forschungsteam begleiten. Und dabei den Blick in alle Richtungen schweifen lassen: Von den tropfenden Stalaktiten an der Höhlendecke bis zu den dunklen Abgründen, in die sich die Truppe abseilt.
Einzige Schweizer Produktion im VR-Wettbewerb
Total 24 Filme konkurrieren im VR-Wettbewerb von Venedig. Sie entführen das Publikum in vergangene Zeiten, an unbekannte Orte oder in traumhafte Sequenzen. «Caves» ist die einzige Schweizer Produktion.
Regie beim VR-Dokumentarfilm führte der in der Zentralschweiz lebende Spanier Carlos Isabel Garcia. Anfangs habe er nicht unbedingt einen 360-Grad-Film machen wollen, sagt er.
«Höhlen und die aussergewöhnlichen Menschen, die sie erforschen, interessieren mich. Über sie wollte ich einen Film drehen», erzählt er. «Im Prozess stellte ich fest, dass 360 Grad das perfekte Medium dafür ist.»
Staub, Feuchtigkeit, schlechte Verbindung
Er finde es spannend, Leute an einen unbekannten Ort wie eine Höhle mitnehmen zu können. «In 360° ist das Erlebnis ganz anders. Man kann näher an die Umgebung, näher an die Menschen rangehen.»
Das Vorhaben hatte jedoch auch seine Tücken. Für den 360-Grad-Film platziere Carlos Isabel Garcia die Kamera an einem Ort in der Höhle und musste sich dann verstecken. Im Bild sollte nur das Forschungsteam zu sehen sein.
«Normalerweise kann ich das Bild, das die Kamera aufnimmt, auf einem Bildschirm kontrollieren.» Das war jedoch hier nicht möglich. Wegen der Feuchtigkeit und des Staubs auf dem Bildschirm. Und wegen der schlechten Funk-Verbindung unter der Erde.
Ob die Kamera also richtig platziert war, um das Abseilen der Truppe oder die Sprengung eines Durchgangs zu filmen, wurde erst im Nachhinein klar.
«Ich musste alles nach Gefühl machen. Aber es war spannend», sagt der Regisseur. Trotz modernster Technik also richtig altmodische Probleme.
Unklare Mission, spannender Ort
Aufgrund der wenigen Dialoge und des Verzichts auf einen Kommentar wird zwar nicht ganz klar, was genau die Mission des Forschungsteams ist. Doch «Caves» nimmt das Publikum ganz nahe mit an einen ansonsten verborgenen Ort.