1984 lief «Stop Making Sense» das erste Mal im Kino. 40 Jahre später präsentiert sich der Konzertfilm mit hochaufgelösten Bildern und einem Rundum-Klangerlebnis. Diese neue Soundqualität macht die ausgesprochen dichten und oft nervösen Songs der Talking Heads transparenter – und noch detailreicher.
Besseres Bild, gleicher Inhalt
Inhaltlich und dramaturgisch bleibt die neue Version von «Stop Making Sense» wie das Original. Denn: Damit überzeugte der Film bereits in seiner Urfassung.
Bereits am Anfang passiert etwas Unerwartetes: Frontsänger David Byrne tritt allein mit Gitarre und einem Kassettenrekorder auf eine leere, undekorierte Bühne, auf der noch das Probelicht brennt. Keine Spur von künstlichem Spannungsaufbau.
David Byrne stellt den Kassettenrekorder ab, drückt auf «Play» und spielt einen reduzierten Beat ab, zu dem er den ersten Song «Psycho Killer» performt.
Lawinentanz bis das Haus brennt
Beim zweiten Stück gesellt sich die Bassistin der Talking Heads zu David Byrne auf die Bühne, der ganze Look bleibt weiterhin schmucklos. Schon bald rollt die Bühnencrew ein Schlagzeugpodest hinein. Im weiteren Verlauf kommen immer mehr Musikerinnen und Musiker dazu.
Das Licht wird intensiver und das Ganze wächst mit der Zeit zu einer hochenergetischen Liveshow an. Ruhige Momente gibt es bei diesem Liveauftritt selten. Die Talking Heads halten mit ihrem 80er-Jahre Elektropop-Punk die Energie hoch und versprühen eine unbändige Spiellust.
Grosse Hits wie «Once In A Lifetime» und «Burning Down The House» treffen in geballter Form aufs Publikum im damaligen Hollywood’s Pantages Theatre – aber auch auf jene vor der Kinoleinwand.
Unbeirrte Weirdness
Doch nicht nur die Dramaturgie und die starke Performance entwickeln eine Sogwirkung: David Byrnes unorthodoxe Art zu singen, sein irrer Blick und seine extravaganten Bewegungen und Tanzschritte, die immer wieder mal in Choreografien mit den Mitmusizierenden münden. Das alles irritiert ein Stück weit und wirkt gleichzeitig lebhaft und anziehend.
Passend dazu: Der übergrosse Anzug mit enormen Schulterpolstern, den David Byrne im Song «Girlfriend is Better» trägt. Durch ihn wirkt sein Kopf seltsam klein.
Performance bis ins kleinste Detail
Trotz der ausgelassenen Stimmung auf der Bühne fallen mit der Zeit auch feine Details auf, die dem Film zugutekommen und den grossen Unterschied zu herkömmlichen Konzertfilmen machen.
David Byrne spielt mit der Kamera, die ihm auch ganz nah kommt. Er inszeniert sich und ist sich dabei auch stets bewusst, in welchem Winkel Licht und Schatten in sein Gesicht fallen. Man spürt: Alles ist durchdacht und trotzdem wirkt vieles unmittelbar.
Filmerlebnis für alte und neue Fans
Ohne Spezialeffekte hat Regisseur Jonathan Demme vor 40 Jahren vorgemacht, wie man die Stimmung eines Livekonzerts in einem Film transportiert.
Die neu überarbeitete Version von «Stop Making Sense» wird nicht nur eingefleischte Talking Heads-Fans begeistern, sondern auch ein jüngeres Publikum aus den Kinositzen reissen.
Kinostart am 28.3.2024.