Yippie-Ya-Yay, Schweinebacke!
So lautete er natürlich nicht, der legendäre Satz von Bruce Willis im ersten «Die Hard»-Film von 1988. Was er da als New Yorker Cop John McClane im Lüftungsschacht des Nakatomi-Hochhauses in L.A. von sich gab, war deutlich gröber: «Yippee-ki-yay, motherfucker!»
In den 1990er-Jahren wuchs im deutschsprachigen Raum eine ganze Generation mit der synchronisierten Fernsehversion des Action-Thrillers «Stirb langsam» heran. Damit wurde Bruce Willis zu einem der unwahrscheinlicheren, aber ganz sicher zum coolsten Action-Star des globalen Kinos.
Als Bruce Willis Karriere ihren Anfang nahm
Vor Bruce Willis dominierten im Actiongenre der 1980er die muskelbepackten Rambos, die Haudraufs: Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger. Beide hatten zuvor die Rolle des John McClane im Filmprojekt von Fox abgelehnt, nur darum kam Serienschauspieler Willis überhaupt zum Zug.
Bruce Willis kreierte mit dem coolen Einzelgänger-Cop tatsächlich eine neue Action-Figur: lässig, drahtig, ein wenig angeschlagen, wie einst die Detectives der hartgesottenen Noir-Filme.
Was die Figur aber vor allem von den Rambos unterschied, war ihre verletzte Männlichkeit. Schliesslich steht McClanes Ehe mit seiner Frau Holly (Bonnie Bedelia) auf der Kippe. Sie macht Karriere, er ist der Macho-Dinosaurier, der sich in der Stunde der Not als Terroristen-Terrorisierer endlich bewähren kann – mit mehr Köpfchen als Muskeln.
Bruce Willis blieb im weiteren Verlauf seiner Karriere stets eine Überraschung. Seine Figuren und er selbst wurden die Zeitgeist-Chamäleons des endenden Jahrtausends.
Dazu gehörte der alternde Boxer Butch Coolidge, den Willis in Tarantinos «Pulp Fiction» 1994 spielte, als sein Action-Stern schon ein wenig am Verblassen war.
Tarantino wollte Willis für die Rolle, weil dieser ihn an die Stars der 1950er-Jahre erinnerte: «Bruce has the look of a 50s actor. I can't think of any other star that has that look.»
Viele Filme waren ein Kassenschlager
Die Rolle in «Pulp Fiction» verhalf Willis, neben Millionen an Tantiemen, auch zu einer neuen Glaubwürdigkeit als Charakter-Schauspieler. Fortan wechselte er mühelos die Filmgenres, spielte in der irren Dystopie «Twelve Monkeys» (1995), in Luc Bessons Euro-Sciencefiction-Knaller «The Fifth Element» (1997), im Weltuntergangs-Epos «Armageddon» (1998) und schliesslich in jenem Film, der ihn – ausgerechnet – als Toten unsterblich machte: M. Night Shyamalans «The Sixth Sense» von 1999.
Seine öffentliche Ehe – und Scheidung – mit Demi Moore, sein Business-Venture mit Stallone und Schwarzenegger als Promoter der Restaurantkette «Planet Hollywood» und sein selbstironischer Auftritt mit den beiden einstigen Konkurrenten im Alten-Rambo-Vehikel «The Expendables» sorgten dafür, dass Bruce Willis immer wieder in der öffentlichen Wahrnehmung auftauchte.
Bruce Willis ist Pop-Kulturgut
Schliesslich balancierte er über Jahre hinweg prestigeträchtige Auftritte, wie jenen in Wes Andersons «Moonrise Kingdom» (2012), mit Schrott-Auftritten in zweifelhaften Werken wie dem reaktionären «Death Wish»-Remake von 2018 und unzähligen Direct-to-Video-Schwarten, von denen die letzten wohl erst in den kommen Monaten auf den Markt kommen werden.
In mindestens 118 Filmen hat Bruce Willis mitgewirkt. Mehr als 30 Jahre lang hat er sich mit sehr unterschiedlichem Erfolg immer wieder an die Oberfläche der Zeitgeistwellen spülen lassen.
Wenn er jetzt seine Karriere beendet, kann er auf alle Höhen und Tiefen einer Hollywood-Laufbahn zurückblicken. Bruce Willis, das Konzept und der Star, sind schützenswertes Pop-Kulturgut.
«Yippie-Ya-Yay, Schweinebacke!»