«Tides» beginnt mit der dramatischen Bruchlandung einer Raumkapsel in den endlosen Weiten des Wattenmeers.
Einzige Überlebende: eine Astronautin, die den Namen Blake trägt.
Ihre Mission ist es, den Heimatplaneten zu erforschen, nachdem vor über 200 Jahren eine globale Katastrophe die Erde unter Wasser setzte und fast die ganze Menschheit auslöschte.
Blake muss allein entscheiden, ob die Erde wieder bewohnbar sein könnte.
Fremdes Zuhause
Und siehe da: Im Schlick der Gezeitenwüste haben Menschen überlebt. Auf der scheinbar zerstörten Erde leben sogar Kinder, angepasst an die Gezeiten-Flutung der Wattlandschaft.
Aber Blake, die von der Französin Nora Arnezeder gespielte Astronautin, wird von den Überlebenden gefangen genommen und in einen Schacht gesperrt.
«Vien ahr vo?»
Bis zur Brust im Wasser stehend freundet sie sich Blake mit einem der neugierig hinunterspähenden Kindern an und merkt, dass diese eine eigene Mischung aus den einstigen europäischen Sprachen sprechen
.
«Vien ahr vo?» «Ach, wo ich herkomme? Vom Planeten Kepler 209», erklärt Blake der kleinen Maila. Und dass die von der verwüsteten Erde dorthin geflüchteten Menschen alle unfruchtbar geworden seien.
«No Kinders?» Nein, Kinder hat sie keine. Deshalb die Erkundungsmission mit der Raumkapsel. Deshalb die Hoffnung, in der einstigen Heimat allenfalls wieder bessere Bedingungen vorzufinden.
Einzigartige Optik
Tim Fehlbaums post-apokalyptisches Drama zeichnet sich durch eine ähnlich einzigartige Optik aus, wie sie vor zehn Jahren seinen ersten Film «Hell» geprägt hatte.
«Hell» spielte in einer vom Sonnenlicht tödlich ausgebleichten Welt. In «Tides» nun reist das Publikum mit der Astronautin Blake in ein endloses, faszinierendes Wattenmeer, eine Schlickwüste mit Wasser und Nebel – und riesigen, rostigen Tankerwracks.
Das ebenso einfache wie wirkungsvolle Gestaltungskonzept von «Hell» hat Tim Fehlbaum den Weg für diese neue, international ausgerichtete Grossproduktion geebnet.
Allerdings: Die visuelle Einzigartigkeit des Wattenmeers ist nur schon aus Umweltschutzgründen nicht so einfach einzufangen, wie die überbelichtete Welt von «Hell» es damals war.
Sorgfalt und internationaler Cast
Tim Fehlbaums zweiter Film ist international besetzt mit der Französin Arnezeder, dem aus «Game of Thrones» bekannten Schotten Iain Glen, dem Schweizer Jungstar Joel Basman und der aus der Serie «Die Brücke» bekannten Dänin Sarah-Sofie Boussnina.
Planung, Finanzierung und Logistik dieser schweizerisch-deutschen Grossproduktion nahmen mehr als fünf Jahre in Anspruch.
«Tides» funktioniert mit seiner einfachen, fast archaischen Plot-Konstruktion vor allem dank der visuellen Welt, die der Film mit enormer Sorgfalt auf der Leinwand entstehen lässt.
Dass diese zuweilen an jene von Kevin Costners «Waterworld» (1995) erinnert, gereicht dem Film keineswegs zum Nachteil. Einerseits, weil Plot und Figuren vergleichsweise realistisch gehalten sind und sich damit emotional überraschend tragfähig erweisen.
Zum anderen, weil das Filmteam die Filmgeschichte kennt und einschlägigen Vorgängern mit kleinen Verneigungen die Reverenzen erweist. Etwa mit einer Puppe, die Dennis Hoppers Augenklappe aus «Waterworld» trägt.