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Die neue «Bestatter-Staffel» Rapold: «Ich will eine Rolle, in der ich mich verlieren kann»

In der letzten Staffel betritt mit Martin Rapold nochmals ein bekanntes Gesicht die «Bestatter»-Welt. Ein Gespräch über Krimis, die Dreharbeiten und Musik.

Martin Rapold

Schauspieler

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Martin Rapold ist 1973 in Schaffhausen geboren und absolvierte in Zürich die Ausbildung zum Schauspieler. Nach Aufenthalten in München und den USA lebt er seit vielen Jahren in Zürich. Er spielte in zahlreichen Filmen mit, darunter «Snow White», «Cargo» oder «Schellen-Ursli».

In der Serie «Der Bestatter» spielen Sie Anatol, den Liebhaber von Anna-Maria und Mitarbeiter des Sozialamtes. War Ihnen diese Figur fremd?

Martin Rapold: Im Gegenteil. Meine Mutter war lange als Sozialarbeiterin tätig, und auch ich arbeitete vor meinem Schauspielstudium für kurze Zeit in diesem Bereich. Ich unterrichtete in Asylunterkünften Deutsch und erledigte mit den Bewohnern Forstarbeiten.

Es war eine schöne Erfahrung. Trotz der schwierigen Geschichten, die diese Leute mitbrachten, haben wir viel gemeinsam gelacht. Der Fall im aktuellen «Bestatter» jedoch ist anders gelagert, eine fiktive und überhöhte Geschichte.

Fiktiv und überhöht sind viele Kriminalgeschichten. Lesen Sie Krimis?

Kaum. Die Frage, wer’s getan hat, interessiert mich nicht. Mich fasziniert, wenn die Figuren im Mittelpunkt stehen: Wenn man genau weiss, wer was getan hat – aber nicht warum.

Das Gefühl der Entspannung, das viele Krimifans beschreiben, kenne ich nicht. Interessant finde ich die Nähe zum Täter, wie dies beim aktuellen «Bestatter» der Fall ist.

Schauspieler Martin Rapold. Im Hintergrund ist Mike Müller zu sehen.
Legende: Steht seit 20 Jahren vor der Kamera: Schauspieler Martin Rapold. SRF

Womit entspannen denn Sie?

Mit Musik von Nik Bärtsch beispielsweise. Heute interessiere ich mich stärker für Musik, die nicht nur raffinierte Harmonien hat, sondern ihren Groove vor allem in intelligenten Wiederholungen entwickelt.

Sie selber machen auch Musik?

Ja. Ich spiele etwas Klavier und singe. Vergangenes Jahr haben wir in einem Trio zu Elementen eines Ravel-Stückes Songs in unterschiedlichen Stilen improvisiert, von Chanson bis Rock. Damit haben wir drei Konzerte gegeben.

Durch mein Äusseres erhielt ich oft die Rolle des Liebhabers.

Sobald sich ein Werk – egal ob Buch, Film oder Musik – erlauben kann, sich auf das «Wie» zu konzentrieren statt auf das «Was», packt es mich.

In meinem Arbeitsalltag habe ich aber vor allem mit Filmen und Serien zu tun, deren Dramaturgie der Frage nach dem «Was» folgt.

Wie kommt das an?

Offenbar entspricht das dem Wunsch des breiten Publikums. Vor langer Zeit habe ich mit Freunden mal versucht, als Ausgleich zu den kommerzielleren Rollen was anderes zu machen: einen Film im Stil der Nouvelle Vague zu drehen. Eine Dreiecksgeschichte in einem Hotel, alles in schwarz-weiss, jazziger Soundtrack.

Zumindest einmal haben wir diese Sehnsucht nach dem «Wie» umgesetzt.

Heuer können Sie ein persönliches Jubiläum feiern: 20 Jahre sind vergangen, seit Sie im Kinofilm «Exklusiv» Ihr Debüt feierten. Wie hat sich seither Ihr Zugang zur Schauspielerei verändert?

Früher lenkte ich den Fokus stärker auf das Endprodukt. Heute richte ich die Aufmerksamkeit mehr nach innen: Persönliche Erlebnisse mit Menschen auf dem Set sind mir inzwischen mindestens so wichtig wie das Endprodukt.

Und welche Rolle möchten Sie mal noch spielen?

Durch mein Äusseres erhielt ich oft die Rolle des Liebhabers. Das waren jedoch meist ziemlich kontrollierte Figuren. Ich träume vom Gegenteil: von einer Rolle, die sich so verliert, dass auch ich mich in der Interpretation verliere.

Das Gespräch führte Katharina Flieger.

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