In der neuen Staffel von «Wilder» zieht ein Serienmörder die Fäden: Mit seiner blutigen Opferspur übermittelt der Killer der Polizei eine verschlüsselte Botschaft.
Das hat man in «Wilder» noch nicht gesehen: einen Killer, dem jegliche Achtung vor menschlichem Leben abgeht.
Der Drehbuchautor Béla Batthyany erklärt: «Für die dritte Staffel haben wir eine neue Erzählform ausprobiert: Statt dem klassischen Murder-Mystery-Format ist es jetzt ein Thriller. Es geht diesmal nicht darum, den Täter erst im letzten Moment zu entlarven, sondern um ein Duell zwischen einem Gejagten und – in unserem Fall – einer Jägerin.»
Weniger Rätselraten
Das klingt eine Spur reisserischer als die bisherigen «Wilder»-Erzählungen, weniger stark in der Realität verankert. Es wird diesmal mehr Gewalt gezeigt, und die Erzählung verläuft bei allen eingestreuten Wendepunkten, Rückblenden und falschen Fährten etwas geradliniger als zuvor.
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Bei der Psychologie seiner Figuren macht Batthyany aber keine Abstriche: «Bei einem Duell konzentriert man sich viel stärker auf die Hauptfiguren. Man kann besser in die Tiefe gehen, wenn die Perspektive nicht ständig wechselt. Und mehr Tiefe bedeutet auch, dass man beim Zuschauen mehr Empathie empfindet – zum Beispiel, dass man die Motive eines Verbrechens besser versteht.»
Nah bei den Figuren
«Empathie» – dieses Wort braucht Batthyany oft. Das Publikum soll seine Figuren möglichst gut kennenlernen, mitfühlen. «Das ist der Schlüssel zu allen Krimis, die wir schreiben», legt er nach.
Wie aber erzeugt man Empathie, wenn man Drehbücher über Verbrechen, Schuld und – spezifisch in der dritten Staffel – über Rache verfasst?
«Empathie entsteht meistens dann, wenn das Publikum die Verletzlichkeit einer Figur versteht. Wenn etwa der Mörder mit Schuld hadert oder nach Rache verlangt, offenbart das auch seine Verletzlichkeit», so Batthyany. «Gleichzeitig sind das starke dramaturgische Motoren: Wenn eine Figur stark fixiert darauf ist, etwas zu begleichen oder zu vertuschen, versäumt sie es, zu verzeihen oder zu büssen.»
Die Spur führt zurück
«Schuld ist nicht nur die Folge eines Fehlverhaltens, sondern führt auch zu einer Ausweitung davon», fährt Batthyany fort. Die Spur der Gewalt führt weit in die Vergangenheit zurück, wie immer in «Wilder».
Der Serienmörder in der dritten Staffel mordet, weil ihm einst ein Unrecht widerfahren ist. Aber welches Unrecht war das? Und wer war daran schuld?
Auch Kommissarin Wilder ist schuldig
Verschont von Schuldgefühlen bleibt in «Wilder» fast niemand – selbst die Ermittlerin Rosa Wilder nicht: In der Hitze des Gefechts verursacht sie in der einen schweren Unfall, mit dessen Konsequenzen sie danach leben muss.
«Würde die Schuld nur beim Täter liegen, wäre das zu schwarz-weiss. Indem wir auch die Hauptfigur mit Schuld aufladen, gestalten wir sie ambivalenter», erklärt Batthyany.
Und das Duell spitzt sich zu: Nun muss Rosa Wilder den Täter umso mehr jagen, um ihre eigene Schuld zu bereinigen.
Täter und Opfer
Schuld als dramaturgischer Empathiemotor. Heisst das, in «Wilder» werden Täter zu Opfern gemacht?
Batthyany relativiert: «In erster Linie wollen wir sie als Menschen zeigen, deren Beweggründe man versteht. Aber es geht nicht darum, Täter sympathisch zu machen oder ihre Tat zu bagatellisieren, im Gegenteil: Am Ende kommen sie dran.»