Rund 400‘000 britische und französische Soldaten werden 1940 in der Schlacht um Dünkirchen von der deutschen Wehrmacht eingekesselt. Sie sollen über den Ärmelkanal evakuiert werden. Ein gigantisches Unternehmen, das der Film in drei Handlungssträngen schildert: an Land, auf dem Wasser und in der Luft.
Handlung eins schildert, wie der blutjunge britische Soldat Tommy (Fionn Whitehead) versucht, am Strand von Dünkirchen auf eines der rettenden Boote zu gelangen. Story zwei erzählt vom älteren Zivilisten Mister Dawson (Mark Rylance), der mit seinem Freizeitboot – wie Hunderte andere seiner Landsleute – über den Ärmelkanal fährt, um Soldaten zu evakuieren. In Geschichte drei geht es um den Jagdpiloten Farrier (Tom Hardy). Er ist der Schutzengel aus der Luft.
Das zentralste Zitat
«We shall never surrender! – Wir werden uns niemals ergeben!» Das war Winston Churchills Durchhalteparole während des Zweiten Weltkriegs. Der Satz fällt zwar erst am Ende des Films, fasst das ganze Geschehen aber gut zusammen. Denn der Film zeigt lauter Männer, die trotz aller Widrigkeiten nie aufgeben und dank ihres Durchhaltewillens letztlich auch reüssieren. Insofern kann man «Dunkirk» schon fast als Durchhalte-Metapher gegen das Übel unserer Zeit lesen, den Terrorismus.
Der Regisseur
Christopher Nolan war schon immer ein innovativer Filmemacher. Sein Thriller «Memento» (2000) wurde rückwärts erzählt. Die düstere Batman-Trilogie um «The Dark Knight» (2008) hat ihm Millionen Fans eingebracht. In «Inception» (2010) liess er seine Helden in die Köpfe und Träume anderer eindringen. Und mit «Interstellar» (2014) hob er Sciencefiction auf eine philosophische Ebene. In «Dunkirk» konzentriert er sich nun erstmals auf einen realen historischen Stoff.
Fakten, die man wissen sollte
Christopher Nolan wollte den Kriegsfilm nicht nur mit überdimensionierten IMAX-Kameras drehen, sondern auch möglichst wenig Computer-Effekte einsetzen. Das heisst, die Schiffe und Flugzeuge, die wir auf der Leinwand zu sehen kriegen, sind echt. Zumindest solange sie intakt sind. Erst ihre Zerstörung ist digital. Aber es macht tatsächlich einen Unterschied. Die Bilder haben einfach mehr Wucht als solche, die zu 100 Prozent aus dem Computer kommen.
Das Urteil
Das Stärkste an «Dunkirk» ist die konsequente Reduktion. Die Dialoge sind auf ein Minimum beschränkt, die feindlichen Soldaten sieht man nie, und die Vorgeschichte der Hauptfiguren wird gar nicht erst geschildert. Das verstärkt die Wirkung der Solidarität zwischen diesen Menschen, die sich gegenseitig auch nicht gekannt haben.
Auch der minimale Soundtrack von Hans Zimmer, der für einmal auf pompöse Orchesterklänge verzichtet, funktioniert bestens und unterstreicht das Rennen gegen die Zeit. Schade ist nur, dass der Filmschluss etwas pathetisch geraten ist. Aber ansonsten ist «Dunkirk» sehr sehenswert.
Kinostart: 27. Juli 2017