«Ich war der erste Afro-Amerikaner, der in einer weissen Welt die Führung übernommen hat. Vor mir war für schwarze Schauspieler stets nur die Rolle des Sidekicks vorgesehen.»
So erklärte Eddie Murphy kürzlich in einem Podcast-Interview seinen Durchbruch in Hollywood. Und was für ein Durchbruch das war.
Selten davor oder danach sah man einen Comedian, dem die Umstellung von Club-Bühnen und Fernsehshows auf Filmsets dermassen leicht zu fallen schien.
In den ersten drei Jahren seiner Karriere als Filmschauspieler war Murphy in den Erfolgskomödien «48 Hours», «Trading Places» und «Beverly Hills Cop» zu sehen. Letztere war 1984 der erfolgreichste Film in den USA. Sein Hauptdarsteller Murphy war da gerade einmal 23 Jahre alt.
Der New Yorker sorgte mit seinen mitreissenden Darbietungen nicht nur dafür, dass seine Komödien bei einem Mainstream-Publikum mehrere hundert Millionen einspielten. Er erntete dazu noch Kritiker-Lob – eine bis heute keineswegs alltägliche Kombination.
Schon vor der Schauspielkarriere ein Star
Murphys kometenhafter Aufstieg zwang auch (wirtschaftlich) konservative Hollywood-Studios zum Umdenken. 1988 investierte Paramount geschätzte 30 Millionen Dollar in «Coming to America», eine romantische Komödie mit überwiegend afro-amerikanischem Cast.
Damals ungewöhnlich, weil die Traumfabrik nicht daran glaubte, mit Filmen, die keinen Weissen in der Hauptrolle hatten, Geld machen zu können. Murphy bewies, dass das falsch war. Sein Film spielte sein Budget weltweit ungefähr zehn Mal wieder ein.
Dabei war Eddie Murphy zumindest Fernseh-Comedy-Enthusiasten schon vor seiner Filmkarriere ein Begriff. Als 19-Jähriger wurde er 1980 ins Ensemble der Sketch-Show «Saturday Night Live» aufgenommen – bereits damals eine Institution.
Wird in Online-Umfragen nach dem besten Cast-Mitglied in der bald fünf Jahrzehnte langen Geschichte der Show gesucht, landet Murphys Name selten ausserhalb der Podestplätze.
Als Stand-up-Comedian verdiente er bereits als 16-Jähriger Geld mit Auftritten in diversen Grossstädten an der US-Ostküste. Wenige Jahre später sollte er mit seinen TV-Specials «Delirious» (1983) und «Raw» (1987) zum erfolgreichsten Künstler seiner Zunft werden.
Halbgare Sequels, familienfreundliche Unterhaltung
Bis er mit 28 Jahren seiner ursprünglichen Paradedisziplin den Rücken kehrte – frustriert, dass sein Status als Filmstar die Reaktionen seines Publikums zu sehr beeinflusste.
In den frühen 1990er-Jahren begann die Murphy-Manie abzuflauen. Seine Filme kamen sowohl am Box-Office als auch bei der Fachpresse zunehmend schlechter weg. Manch ein halbgares Sequel («Another 48 Hours», «Beverly Hills Cop III») trug daran zumindest eine Teilschuld.
Irgendwann schien sich Murphy mit Rollen in familienfreundlichen Filmen und zahnlosen Komödien abgefunden zu haben. Als Fushu, der Drache, hörte man seine Stimme in «Mulan». Auch der Esel aus «Shrek» wird im Original von ihm gesprochen.
Ein kurzes Aufbäumen sah die Kritiker-Gilde in seiner Award-nominierten Performance im Musical-Drama «Dreamgirls» (2006). Doch der Konsens war gefunden: Eddie Murphy würde das Publikum nie mehr so sehr begeistern können wie in seiner Blütezeit, seinem Jahrzehnt – den 1980er-Jahren.
Renaissance
dank Preis
Seit Murphy 2015 jedoch mit dem renommierten «Mark Twain Prize for American Humour» ausgezeichnet wurde, änderte sich die Wahrnehmung plötzlich allmählich wieder.
Vielleicht waren es die Lobreden jüngerer Comedians, aber plötzlich wurde manche ursprünglich lauwarm rezipierte Darbietung Murphys retrospektiv wohlwollender beurteilt.
2019 wagte Murphy nach mehrjähriger Pause sein Comeback in der Komödie «Dolemite Is My Name», einem Biopic über den Kult-Komiker Rudy Ray Moore, und wurde dafür förmlich mit glühenden Kritiken und Award-Nominierungen überschüttet.
Um den Film zu promoten, kehrte er zudem an seine alte Wirkungsstätte zurück, um eine Folge von «Saturday Night Live» zu präsentieren. Der Lohn für eine Woche Arbeit? Die höchste Einschaltquote für die Show seit zwei Jahren und ein «Emmy» für Murphy.
Auf die Frage hin, weshalb er es noch einmal wissen wolle, antwortete der zehnfache Vater in einem Interview unlängst: «Ich wollte die Leute daran erinnern, dass ich witzig bin.»