«Bonjour» und «merci». Das sind die zwei französischen Wörter, die Titelheldin Emily Cooper beherrscht. Limitiert? Ziemlich!
Die neue Netflix-Serie «Emily in Paris» ist die momentan meistgesehene, aber auch meist kritisierte Show des Oktobers.
Emily aus Chicago, gespielt von Lily Collins, wird in eine französische Marketing-Agentur versetzt, die ihre amerikanische Firma gerade gekauft hat. Sie soll den Pariser Kollegen «the american way» zeigen.
Die junge Emily ist begeistert von Paris. Paris aber nicht von ihr.
Französinnen und Franzosen machen ihrem Unmut auf Twitter Luft.
In Paris esse man nicht rund um die Uhr pain au chocolat.
Der Chef küsst Fremde. Angestellte paffen ununterbrochen im Büro. Alle Franzosen sind unfreundlich, beginnen nicht vor 10 Uhr zu arbeiten und nehmen es mit der Treue nicht so genau.
Was der Serie nicht nachgesagt werden kann, ist Halbherzigkeit. Denn sie schöpft jedes Klischee aus jeder Schublade in voller Länge aus.
Das echte Paris sehe nie und nimmer so aus wie das der Influencerin Emily, spottet dieser Twitter-User. Wenn man mit dem Taxi in die Stadt fährt, wird man nicht von der Oper begrüsst, sondern von Graffiti, Müll und Stau.
In der Serie aber stöckelt Emily in skurrilen Designer-Outfits durch die Disneyland-Version von Paris: Von Obdachlosen oder Gelbwesten ist nichts zu sehen.
Viellicht hilft es zu wissen, dass Emily eine berühmte «ältere Schwester» hat. Carrie Bradshaw. Der Macher von «Sex and the City», Darren Star, ist nämlich auch verantwortlich für «Emily in Paris».
Carrie finanzierte sich damals – auf mysteriöse Weise – mit einer wöchentlichen Kolumne eine Wohnung in Manhattan und hunderte Manolo-Blahniks. Auch Emily kann sich unglaublich viel leisten im teuren Paris.
Neben den Croissants, Crêpes und Champagner testet sich Emily auch durch das männliche Angebot der französischen Hauptstadt: egal ob liierter Nachbar, Café-Philosoph, Firmenkunde oder einflussreicher Designer-Sohn.
Auch hierzu twittern Französinnen: «In 10 Jahren in Paris hatte ich noch nie einen so schönen Nachbarn wie Emilys Nachbar Gabriel.»
Weckt die ständig Wangenküsse austeilende Emily Sehnsüchte in den Parisern, deren Bars nun wieder zwangsmässig geschlossen wurden? Wahrscheinlich schon. Die ausbleibenden US-amerikanischen Touristenhorden scheinen sie weniger zu vermissen.