Noch schreit sie laut, die Motorsäge auf dem Filmset des historischen Dramas «Monte Verità». Regisseur Stefan Jäger lässt auf einer Wiese im Maggiatal das Haupthaus der berühmten Aussteigersiedlung nachbauen.
Bald werden die Maschinen verstummen und Schauspieler die Szenerie betreten.
Der Stoff, den sie auf die Leinwand bringen sollen, ist legendär. Monte Verità heisst so viel wie Wahrheitsberg. Wer sich im beginnenden 20. Jahrhundert auf dem Hügel hinter Ascona niederliess, wollte vor allem eins: Zurück zur Natur, dem Reichtum der Welt abschwören.
Drei Monate Verzögerung wegen Corona
Eigentlich wollte Stefan Jäger schon vor drei Monaten im Tessin drehen. Aber wegen der Pandemie mussten er und seine Crew alles verschieben. Am 22. August geht es nun endlich los – natürlich unter Einhaltung strenger Sicherheitsauflagen.
«Neben dem Sicherheitsabstand geht es darum, dass nur bestimmte Personen in die Nähe der Schauspieler dürfen. Das ist natürlich speziell. Wir haben aber von anderen Crews gehört, dass diese Massnahme ein Filmset sehr beruhigen kann», erklärt Jäger.
Hermann Hesse auf dem Monte Verità
Ruhe suchte einst auch Hermann Hesse. Der Schriftsteller wollte in jungen Jahren die asketische Lebensweise auf dem Monte Verità ausprobieren. Gespielt wird der prominente Wahltessiner vom Zürcher Joel Basman.
«Es gibt ein Foto vom jungen Hermann Hesse, auf dem dieser Joel extrem gleicht. Man könnte meinen, dass es sich hier um eine Reinkarnation handelt», sagt der Regisseur mit einem Schmunzeln.
Zwei Jungs, die für den Schweizer Film brennen
An Joel Basmans Seite spielt Max Hubacher in «Monte Verità» eine andere reale Figur: den umstrittenen Psychoanalytiker Otto Gross.
Die zwei erfolgreichsten Jungschauspieler der Schweiz können die gemeinsamen Dreharbeiten nach der langen Zwangspause kaum erwarten.
Joel Basman erinnert sich mit gemischten Gefühlen an den Lockdown: «Ich wohne mitten in der Stadt und bin ein paarmal durch die Stadt spaziert. Wo normalerweise Touristen sind, war alles menschenleer. Das war aber auch ganz schön.»
Die Macht ist mit Max
Sein Berner Schauspielkollege Max Hubacher hat während der Corona-Pause eine Bildungslücke geschlossen. Er hat sich endlich alle Teile von «Star Wars» angeschaut.
Sein Fazit? Die Saga habe ein «geiles Flair», auch wenn die alten Filme moralisch nicht über alle Zweifel erhaben seien. Weil es in diesen, so Hubacher, in erster Linie darum gehe, wie Han Solo Prinzessin Leia rumkriegt: «Sie sagt die ganze Zeit: ‹Nein, ich habe keinen Bock!› Und er: ‹Du willst es doch auch.› Das geht aus heutiger Sicht eigentlich gar nicht.»
Der Schweizer Film atmet durch
Richtig Bock haben dagegen Max Hubacher und Joel Basman – auf frisches Schweizer Kino. Lange gedulden müssen sich die beiden zum Glück nicht mehr.
In knapp zwei Wochen beginnen die Dreharbeiten von «Monte Verità». Zuerst müssen die zwei allerdings noch mit der Filmcrew fünf Tage in Quarantäne. Danach kann es endlich losgehen.