Als Kind des New Yorker Arbeitermilieus wurde Burt Lancasters Bewusstsein für gesellschaftspolitische Anliegen schon früh geschärft. Nachdem er sich in Hollywood als Schauspieler und Produzent durchgesetzt hatte, unterstützte er mit seinem klingenden Namen den Wahlkampf diverser demokratischer Präsidentschaftsanwärter. Auch auf der Leinwand machte er sich Zeit seines Lebens für «linke» Anliegen stark.
Anglistik-Professorin Elisabeth Bronfen von der Universität Zürich bestätigt, dass Lancaster seine wertliberale Weltsicht ganz bewusst auf die Leinwand transportierte. Immer wieder habe er im Kino sozialkritische Positionen verkörpert, sich für Minderheiten eingesetzt und rassistische oder homophobe Tendenzen bekämpft.
Eigene Produktionsfirma für mehr Freiheit
Nach seiner beherzten Performance in Jules Dassins Gefängnisdrama «Zelle R 17» geriet Lancaster 1947 gar ins Visier des «Kommunistenjägers» Joseph McCarthy. Das Komitee für unamerikanische Umtriebe setzte «nach eingehender Prüfung der Sachlage» jedoch nicht Lancaster, sondern bloss den Regisseur auf ihre schwarze Liste, was faktisch einem Arbeitsverbot in Hollywood gleichkam. Um sich vor solchen Eingriffen in die künstlerische Freiheit so gut wie möglich zu schützen, gründete Lancaster mit zwei Kollegen kurz darauf seine eigene Produktionsfirma.
Unter der Flagge Hecht-Hill-Lancaster konnten so bis in die 1960er Jahre viele Filme produziert werden, die unabhängiger – und ohne allzu grosse Angst vor Zensur – pointiert zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung bezogen. Burt Lancaster schlüpfte in diesen Filmen oft selbst in die Rolle der Unterdrückten.
Am deutlichsten tat er dies in seinem Regiedebüt «Der Mann aus Kentucky» (1955), wie Kulturwissenschaftler Johannes Binotto erklärt: «In einer Szene des Westerns wird Lancaster von einem Plantagenbesitzer ausgepeitscht. Er spielt in diesem Moment nicht nur seine Rolle, sondern steht mit seiner physischen Präsenz für alle Sklaven, die sich – trotz Unterdrückung – nie zerbrechen liessen.»
Aktivist im Film und auf der Strasse
Einige Jahre nach diesem klaren filmischen Statement nahm Burt Lancaster am 28. August 1963 an der Seite von Martin Luther King am berühmten «Marsch auf Washington» teil. Im Rahmen dieser Sternstunde der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung sprach Lancaster den 200'000 Demonstranten vor dem Lincoln-Denkmal aus dem Herzen, indem er das sofortige Ende der Rassendiskriminierung forderte.
Der Kampf für die Rechte der Afroamerikaner sollte nicht Lancasters letzter bleiben. Er protestierte mit Antikriegsfilmen wie «Die letzte Schlacht» (1965) auch gegen den Vietnamkrieg und war bis zu seinem Tod 1993 politisch aktiv. Burt Lancaster – ein Citoyen im besten Sinne.