Als «Back to the Future 2» in den späten 80ern in die Kinos kam, war das Publikum begeistert von Hollywoods knallbunter Zukunftsvision. Der Film von Regisseur Robert Zemeckis und Produzent Steven Spielberg spielte weltweit satte 332 Millionen Dollar ein – über das Achtfache des Budgets. Angesichts dieser hohen Gewinnmarge konnte es den Machern egal sein, dass das die Presse an einigen Details herummäkelte.
Das Branchenblatt «Variety» fand zum Beispiel, dass die Glaubwürdigkeit der alternden Figuren unter dem billig wirkenden Make-up leide. Aus heutiger Sicht trägt die Künstlichkeit der Maske eher zum Sehvergnügen bei: Sie passt perfekt zum überdrehten Charakter des Films. Dessen peppige Effekte versprühen viel mehr Charme als die digitalen Tricks unserer Gegenwart.
Schmunzeln und staunen beim Realitätsabgleich
Wenn man sich heute den Kassenschlager mit Michael J. Fox und Christopher Lloyd anschaut, lautet die Kernfrage freilich: Wie unterscheidet sich das 1989 von der Traumfabrik erdachte 2015 vom 2015, wie wir es heute erleben? Im Jargon des Facebook-Zeitalters lautet die Kurzantwort: It’s complicated.
In gewissen Punkten lag der Film goldrichtig, in anderen herrlich daneben. Die Dokumentation «Back to the Present», die am 17. Oktober um 21:55 Uhr auf SRF zwei ausgestrahlt wird, nimmt sich ausführlich Zeit für den Realitäts-Check. An dieser Stelle haben wir nur Platz für eine Erfindung: das Hoverboard. Im Film war das schwebende Skateboard ein Produkt der Firma Mattel.
In Wirklichkeit existierte bis vor kurzem kein echtes Äquivalent. Bei den Videos, die das Gegenteil behaupteten, handelte es sich um Fälschungen. Tempi passati! Inzwischen gibt es Prototypen von Hendo und Lexus, die bei perfekten Rahmenbedingungen funktionieren.
Selbstironie mitten im Fortsetzungswahn
Die Visionen, die sich eine Gesellschaft macht, sagen meist mehr über deren Gegenwart aus, als die Zukunft, in der sie angesiedelt sind. Was also erzählt uns «Back to the Future 2» von den 80er Jahren? Es war das Jahrzehnt, in dem Hollywood begann, mit Fortsetzungen Kasse zu machen. Sylvester Stallone war beispielsweise gleich sechsmal als «Rocky» oder «Rambo» auf der grossen Leinwand zu sehen.
Selbst ein Sequel, nimmt «Back to the Future 2» Hollywoods Fortsetzungswahn genüsslich auf die Schippe. Filmheld Marty McFly (Michael J. Fox) wird kurz nach seiner Ankunft im Jahr 2015 von einem virtuellen Hai attackiert.
Das Ganze entpuppt sich schliesslich als dreidimensionale Werbung für einen Kinofilm: «Der Weisse Hai 19», inszeniert von Steven Spielbergs leiblichem Sohn Max. Der maximale Horror für alle, die sich vor der ewigen Wiederkehr des Gleichen fürchten!
Filmschatz ohne Wertverlust
Paradox aber wahr: In diesen Tagen wird die Gegenwart «Back to the Future 2» einholen. Löst sich dann unser Raum-Zeit-Kontinuum auf? Kaum. Verliert der Kino-Klassiker dann seinen Zauber? Definitiv nicht! Der ewig jung wirkende Zukunftsentwurf bleibt dank seiner raffinierten Ursache-Wirkungs-Struktur eines der besten Zeitreise-Abenteuer der Geschichte. Wenn nur alle Fortsetzungen so unterhaltsam wären, wie dieser unverwüstliche Filmschatz!