Die kämpfende Amazone Wonder Woman gibt es schon seit 1941. Damit ist sie eine nur unwesentlich jüngere Figur als Superman und Batman, die 1938 und 1939 das Licht der Comicwelt erblickten.
Aber während ihre Kollegen sich seit Jahrzehnten auf der Leinwand feiern lassen, bekommt die Super-Lady erst 2017, nach 76 Jahren, ihre erste Kino-Hauptrolle. Das freut Fans und bringt gleichzeitig die schon länger andauernde Diskussion um Diversität in Blockbustern so richtig ins Rollen.
Ein Super-Millionen-Dollar-Geschäft
Die Zahlen sind eindeutig: In den vergangenen 20 Jahren erschienen 77 US-amerikanische Comic-Verfilmungen von Helden mit Superkräften oder ohne diese. Davon hatten gerade mal acht Filme einen Afroamerikaner oder eine Frau in der Hauptrolle. Das sind nur rund zehn Prozent.
Superhelden-Filme sind ein Super-Millionen-Dollar-Geschäft. Seit es dank Computertechnik möglich ist, die absurdesten Fähigkeiten glaubhaft auf die Leinwand zu bringen, feuern die grossen Comic-Verlage DC oder Marvel einen Helden nach dem anderen auf die Leinwand.
Mit Erfolg. Superhelden-Abenteuer wie «The Avengers», «Avengers: Age of Ultron» und «Iron Man 3» sind unter den Top Ten der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Die Hauptfiguren: weiss, männlich und hetero. Frauen und Farbige – nur Randfiguren. Warum also ein erfolgreiches Konzept ändern, wenn man damit die breite Masse erreichen kann?
Harte Kerle für harte Zeiten
Anders gefragt, haben Superhelden-Filme eine höhere Bestimmung, als nur Schnellfutter für den Heisshunger nach Unterhaltung zu sein?
Und wie! Superhelden sind die Verkörperung unserer Ideale.
In harten Zeiten, während des Zweiten Weltkriegs, erfand man harte Kerle, die sich seitdem nicht nur für den Weltfrieden einsetzen, sondern auch ein Symbol für Hoffnung und Zusammenhalt darstellen.
Ein Spiegel unserer Zeit
Heute sind Superhelden nicht nur bierernste Galionsfiguren, sondern haben sich zum «Typ lässig» entwickelt. Gerade für Kinder und Jugendliche sind sie Rollenvorbilder.
Umso wichtiger, dass es in der Welt der Metawesen gleichberechtigt Menschen beiderlei Geschlechts, aller Ethnien, jeder Religion und geschlechtlichen Ausrichtungen gibt.
Superheldenfilme sind ein Spiegel unserer Zeit. In Zeiten der Globalisierung und der interkulturellen Vernetzung durch soziale Medien, ist das Thema Diversität und Chancengleichheit wichtiger denn je. Und die Öffentlichkeit wird sensibler. Als kürzlich herauskam, dass im kommenden Superheldenspektakel «Dr. Strange» eine asiatische Nebenfigur aus dem Comic von einer weissen Britin verkörpert wird, gab es im Netz einen Aufschrei der Fans. Weisswaschen war das Schlagwort.
Comics sind den Kinofilmen voraus
In den Comicvorlagen wimmelt es mittlerweile von harthauenden Frauen, knutschenden Männern und farbigen Helden und Heldinnen. Das Kino versucht aufzuholen.
Angekündigte Filme wie «Wonder Woman» (2017) und «Black Panther» (2018) sind ein wichtiges Zeichen. Mit etwas Glück und Druck von der Öffentlichkeit können sie den Anstoss geben, dass das blasse Superhelden-Filmuniversum künftig bunter wird.