Rund 100'000 Tote forderte die Schlacht auf der türkischen Halbinsel Gallipoli im Ersten Weltkrieg. 1915, kämpften australische Einheiten zusammen mit den Engländern gegen die Osmanen. Vor diesem Hintergrund spielt das Epos «The Water Diviner». Russell Crowe zeichnet sich nicht nur für die Regie verantwortlich, er spielt auch die Hauptrolle: den australischen Farmer Joshua Connor.
Auf der Suche nach den toten Söhnen
Bevor Connor seine drei Söhne schweren Herzens in den Krieg ziehen lässt, schärft er Arthur, dem Ältesten ein, er solle sich um die Jüngeren kümmern und den Kopf im Schützengraben einziehen. Diese Szene ist jedoch bereits eine Rückblende – eine von vielen in diesem Drama. Denn als der Film einsetzt, sind die drei Söhne tot und Connor ein trauernder Witwer. Seine Frau hat den Verlust der Kinder nicht überwunden.
In seiner Wut und Trauer beschliesst Connor, auf eigene Faust in der Türkei nach den Leichen seiner Söhne zu suchen – ein Unterfangen, das die Briten für unmöglich halten. Seit Monaten suchen sie die Schlachtfelder von Gallipoli ab und errichten riesige Soldatenfriedhöfe. Der diensthabende britische Offizier will Connor nach Hause schicken. Aber sein Kollege findet, Joshua Connor verdiene Hilfe, weil er als einziger Vater persönlich hergekommen sei.
Viel Gefühl, viel Krieg, wenig Raffinesse
Das alleine wäre Stoff genug für ein Drama. Aber Russell Crowe will mehr. Er sucht die epischen Kino-Dimensionen von David Lean, dessen Filme (unter anderem «Lawrence of Arabia» und «Doctor Zhivago») von grossen Gefühlen und der weiten Welt handeln. Diese Elemente baut er ein in Gestalt der schönen türkischen Witwe und Hotelbetreiberin Ayshe (Olga Kurylenko). Die hasst zwar die Australier, weil ihr Mann bei Gallipoli gefallen ist. Aber der brummige Farmer, der seine toten Söhne sucht, wächst ihr so ans Herz, dass sie ihm den Kaffee schliesslich mit einer versteckten Liebeserklärung serviert.
Zwischen blutigen Grabenkriegsrückblenden, wilden Pferderitten und epischen Eisenbahnfahrten findet der Film auch noch Platz für Männerfreundschaft, Soldatenehre und verräterische Griechen. Das alles macht Spass, wenn man sich zurücklehnt und sich Russell Crowes schwerfälliger Sentimentalität ergibt. Dann ist das ganz einfaches, altmodisches Dampf-Kino. Historische Einsichten oder gar psychologische Raffinesse gibt es in diesem Film jedoch keine.
Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 6.5.2015, 12:10 Uhr
Kinostart: 7. Mai 2015