Darum geht es
Als Anne Boleyn ihm den ersehnten Sohn nicht schenken konnte, war ihr Kopf fällig. Wenig später übernahm Jane Seymour ihre Nachfolge an Heinrichs Seite. Der Auftrag blieb derselbe: die Regelung der Erbfolge. Das gelingt ihr zwar, doch nur auf Kosten des eigenen Lebens. Der König reisst derweil die katholische Kirche an sich, zwingt ihr seine eigenen Gebote auf und lässt die Klöster im Land zerstören. Vielen Menschen geht sein Allmachtsanspruch zu weit: Eine Protestbewegung formiert sich, die der König aber mit grossflächig angeordneten Exekutionen im Keim erstickt.
Der Sexappeal
Geschichte als Serienhit? Kein Problem! Dank eines Drehbuchs, das die Historie sehr frei interpretiert, prägnanter Figuren und einer starken Besetzung. «Die Tudors» machen vor, wie es funktioniert. Der aus Woody Allens «Matchpoint» bekannte Ire Jonathan Rhys Meyers darf sogar einige Shakespeare‘sche Register ziehen: als leidender König, der langsam dem Wahnsinn verfällt. Zwischendurch bleibt immer noch reichlich Zeit für die expliziten amourösen Eskapaden, die der Serie seit Anbeginn ihren Sexappeal verleihen.
Was man wissen sollte
Wie Machthaber dargestellt werden, sagt einiges über die Gesellschaft aus, in denen die Handlung spielt. Aber noch viel mehr über die gesellschaftlichen Werte der Zeit, in welcher das Ganze gedreht wurde. Früher durfte der König noch plump und grobschlächtig sein, wie 1933, als Charles Laughton Heinrich VIII. verkörperte. Heute reicht das nicht mehr. Heute muss der Herrscher nicht nur mächtig, sondern auch attraktiv sein. Sonst suchen sich die Serienkonsumentinnen ruckzuck einen anderen Helden.
Wer die Serie gucken sollte
«Die Tudors» ist für Leute,
- die nicht unbedingt wissen müssen, ob sich die reale Geschichte tatsächlich so ereignet hat.
- denen «Game of Thrones» etwas zu unübersichtlich ist.
- die gerne attraktive, schön ausgeleuchtete Körper im angedeuteten Liebesspiel betrachten.
- denen keine noch so infame Intrige fremd ist.
- die nicht zurückschrecken vor benebelten Scharfrichtern, die wegen des Restalkohols im Blut mehrere Anläufe fürs Exekutieren brauchen.