Dave Tucker, wo standen sie beruflich vor dem Treatment Award?
Dave Tucker: Ich war als Drehbuchautor schon avanciert und hatte Fernsehfilme und zwei Fernsehserien gemacht – die erste Staffel von «Der Bestatter» hatte ich damals schon geschrieben. Doch das waren mehrheitlich Auftragsarbeiten – meine eigenen Kinostoffe, die «Lieblingskinder», lagen zu diesem Zeitpunkt noch in der Schublade.
Warum haben Sie am Treatment Award teilgenommen?
Ich habe eine Geschichte eingereicht, die ich schon über zehn Jahre mit mir herumtrug – eine Erzählung über das Leben des Ausbrecherkönigs Walter Stürm. Mein Produzent, Ivan Madeo von Contrast Film, und ich waren damit in der ersten Eingaberunde an allen Förderinstanzen gescheitert. Ich dachte, das Baby stirbt mir weg. Madeo hat mich dann ermuntert, das Projekt für den Treatment Award einzureichen.
Worum ging es in ihrem Sieger-Treatment genau?
Walter Stürm ist eine Schweizer Persönlichkeit. In seiner Lebensgeschichte steckt ein Drama um Realität und Realitätsverlust. Das Projekt basiert auf einem Buch von Reto Kohler. Auf der narrativen Ebene haben wir uns entschieden, die Geschichte Stürms über einen «verdeckten» Protagonisten zu erzählen, weil Stürm als Hauptprotagonist nicht genug Sympathien erzeugt. Dieser Impuls kam übrigens auch aus der Treatment-Award-Jury.
Was ist seither aus dem Stoff geworden?
Nach dem Treatment Award haben wir alles überarbeitet, das Projekt allerorts nochmals eingegeben – und diesmal wurden wir überall gefördert. Mittlerweile ist die zweite Fassung geschrieben, das Buch steht. Ich darf glücklicherweise bei der Wahl des Regisseurs mitreden – es existiert eine Shortlist – und dann steht die Produktionsförderung an.
Welche Auswirkung hatte der Gewinn des Treatment Awards auf ihre Karriere?
Es hat sich herumgesprochen, dass ich «den Stürm» mache. Ich werde jetzt nicht mehr nur als Serien- und Fernsehfilmautor, sondern auch als Kinoautor wahrgenommen: Bei meinen Nachfolgeprojekten fürs Kino habe ich es leichter. Und wie gesagt, die Förderstellen erkennen jetzt das Potenzial des Stoffes.
An was für einem Projekt arbeiten sie zurzeit?
Es wäre schön, wenn ich das sagen dürfte! Nur so viel: Es ist die Verfilmung einer Neuerscheinung eines namhaften Schweizer Romanautors, und es ist für den internationalen Markt bestimmt. Die Verträge sind unterschrieben.
Was raten Sie den Teilnehmern beim diesjährigen Award?
Grundsätzlich sollte man eine Idee präsentieren, von der man persönlich überzeugt ist und die man aufrichtig verteidigen kann. Zudem hilft es, wenn bereits ein Produzent mit an Bord ist, der das Pitching vor der Treatment-Award-Jury begleitet. Was das Pitching selbst anbetrifft – die Kurzpräsentation eines Projekts in wenigen Minuten – das habe ich an der Filmhochschule gelernt. Es ist das A und O in unserem Beruf: Man hat nur wenig Zeit, um eine Jury oder Geldgeber zu überzeugen. Wer einen wirklich guten Stoff hat, sollte diesen locker in zehn Sätzen verkaufen können.