Wenn man Deutsche fragt, wie es um ihre Sprache steht, erhält man meist die Antwort: «Nicht gut». Laut einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfDS) finden 65 Prozent der Deutschen, dass die Sprache verkommt.
«Geil» ist ganz ok
Als Beleg dafür könnte gelten, dass 63 Prozent Schimpfwörter wie «Idiot» oder «Scheisse» benutzen. Nur jeder Fünfte findet das Wort «geil» unschicklich. In der Schulkomödie «Fack Ju Göhte» hört man derbere Flüche im Sekundentakt. Um den Genitiv und andere komplexere Sprachregelungen wird sich nicht gekümmert. Das Grauen für Grammatikfetischisten und Schweizer Hochdeutsch-Skeptiker.
«Fack Ju Göhte» ist auf den ersten Blick also ein Film, der Sprachpessimisten in die Hände spielt, die eine Bildungs- und Sprachmisere beklagen. Aber der Film ist eigentlich das Gegenteil.
Sprache verbindet
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Die zwei wichtigsten Zutaten, die in einen Kinofilm über Schule gehören, sind lernunwillige Problemschüler und ein neuer Lehrer, der mit ungewöhnlichen Methoden pädagogische Erfolge feiert. Die Komödie «Fack Ju Göthe» hält sich an dieses simple Rezept. Ein ungebildeter Kleinkrimineller wird durch Zufall Aushilfslehrer und macht aus der miesesten Klasse Musterschüler. Weil er die gleiche Sprache spricht, weil er wie die jugendlichen ABC-Schützen schimpft, flucht und keine Sprachregeln kennt.
Was «Fack Ju Göhte» zu einem sehenswerten Film macht, sind die pfeilschnellen, pointierten Dialoge, in denen es nur so vor deutschen Kraftausdrücken, Anglizismen und grammatikalischen Kapriolen wimmelt. Dabei wird eine Sprache benutzt, die ein überspitztes Konstrukt aus Slang, Umgangs- und Jugendsprache ist – und doch authentisch wirkt.
Ein Votum gegen den Sprachverfall
«Fack Ju Göhte» ist kein Beleg für Sprachverfall, sondern das Gegenteil. Das Drehbuch der Schulkomödie zeigt, wie lebendig, witzig und kreativ man mit gesprochener Sprache umgehen kann, auch wenn die Vokabeln aus der Gosse kommen.