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Film & Serien «Fargo»: Eine filmreife Serie sorgt zuhause für grosses Kino

Die TV-Serie «Fargo» erweitert nicht nur auf eigenständige Art und Weise das Universum des Kultfilmes der Coen-Brothers. Sie läutet gleichzeitig eine neue Ära des Storytellings im Fernsehformat ein: Sie erzählt eine herausragende Geschichte – auch am kleinen Bildschirm.

Im Zentrum der ersten Staffel von «Fargo» steht der Versicherungsverkäufer Lester Nygaard (Martin Freeman). Lester lebt ein tristes Leben und ist ziemlich unzufrieden mit seiner Situation und sich selbst.

Als er eines Tages Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) kennenlernt, steht Lesters Leben Kopf. Malvo verspricht dem gutgläubigen Lester, ihm aus einer misslichen Lage zu helfen. Doch Malvo ist alles andere als ein selbstloser Helfer, er verfolgt seine eigenen Pläne und Lester kommt ihm da genau gelegen.

Sendehinweis

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Legende: FX

Die Serie «Fargo» läuft ab 19.09.2016 immer montags um 23.05 Uhr auf SRF zwei.

Eine Reboot-Ausnahme

Über den Sinn und Zweck von Reboots und Remakes kann man sich streiten. Klar ist aber: Wenn man sich der Neuverfilmung eines Kultfilmes annimmt, kann man nicht auf die Rückendeckung der Fans zählen.

So geschehen vor zwei Jahren, als der amerikanische TV-Sender FX eine Serien-Neuauflage des legendären Coen-Brothers Film «Fargo» verkündete. Die Fans waren ausser sich.

Die Bedenken der «Fargo» Filmliebhaber waren sicher nicht unbegründet. Remakes und Reboots von Filmen oder Serien entstehen zumeist aus rein kommerziellen Absichten.

Die Produzenten können eigentlich fast mit Gewissheit davon ausgehen, dass man dank des Originals auf einer bestehenden Zuschauerbasis aufbauen kann. Aus Sicht der Zuschauer können diese Neuauflagen inhaltlich aber leider oft nicht überzeugen, weshalb sie inzwischen als verpönt gelten.

Video
«Fargo»: Die ersten 90 Sekunden
Aus Kultur Extras vom 15.10.2014.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 37 Sekunden.

Das Beste aus dem Film und trotzdem neu

Die Bedenken zur Serien-Neuauflage von «Fargo» stellten sich jedoch als komplett unbegründet heraus. Die Produzenten der Serie zollen mit ihrem Werk dem Film der Coen-Brothers Tribut, indem sie den Film für sich selber stehen lassen und mit der Serie eine eigenständige und neue Geschichte erzählen. Trotzdem sind Serie und Film miteinander verknüpft. Beide «Fargo»-Geschichten spielen im gleichen Universum, einfach zu unterschiedlichen Zeiten.

Diese Situation wird in der Serie immer wieder wunderbar aufgegriffen. In jeder Einstellung gibt es Hommagen an den Film von 1996 zu entdecken und es werden sogar Storylines aufgegriffen und weiter erzählt – zum Beispiel was mit dem Koffer voller Geld passiert ist, den Steve Buscemi im Film in der Schneewüste versteckt hat. Für die Fans des Filmes wird die Serie dadurch zu einem einzigen grossen Highlight, funktioniert aber trotzdem auch ohne filmische Vorkenntnisse bestens.

Lester geht mit einem Koffer auf Schnee.
Legende: Kann der tapsige Lester (Martin Freeman) auch taff? FX

Spielraum für Figuren und Geschichten

«Fargo» steht gleichzeitig für eine neue Art von Fernseh-Serien. Die Serie ist neben «True Detective» Vorreiter einer neuen Form, wie TV-Serien momentan erzählt werden.

Anstatt wie Jack Bauer von Cliffhanger zu Cliffhanger zu hetzen, nehmen sich diese beiden Serien Zeit. Sie erzählen eine in sich abgeschlossene Geschichte, verteilt über eine Anzahl von Episoden.

Dadurch haben die Macher viel Spielraum, die Geschichte und die Figuren zu entwickeln. Auch die Kameraarbeit ist für eine TV-Serie aussergewöhnlich: lange Einstellungen, ungewohnte Blickwinkel und besondere Kamerafahrten.

Mit der neuen Serie-Auflage von «Fargo» ist den Machern inhaltlich eine Meisterleistung gelungen, die Krimi, Drama und schwarze Komödie miteinander vermischt – in bester Coen-Brothers Manier.

Grosses Kino im Fernsehen

Die Serie hat zudem auch mitgeholfen, das Format von Serien neu zu definieren und gleichzeitig zu beweisen, dass grosses Kino mit anspruchsvollen Geschichten auch auf dem kleinen Bildschirm funktioniert.

Deshalb drehen inzwischen grosse Regisseure wie David Fincher, Woody Allen und Steven Soderbergh ebenfalls TV-Serien.

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