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Ein Mann auf einem Schiff kämpft während eines Stumes mit dem Seegang.
Legende: Robert Redford als namenloser Segler kämpft gegen die übermächtige Natur. Copyright SRF/2013 - Roadside Attractions

Film & Serien Film-Tipp des Tages: «All Is Lost»

Mutterseelenalleine kämpft ein Segler im Indischen Ozean um sein Überleben. Arm an Dialogzeilen, aber reich an Spannung ist der Abenteuerfilm J. C. Chandors («Margin Call»), und Robert Redford beweist, dass er allein durch seine Präsenz faszinieren und mitreissen kann.

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Dienstagabend um 20:00 Uhr auf SRF zwei.

Mitten im Indischen Ozean. Ein Segler (Robert Redford) wacht eines Morgens auf. Alles ist nass. Das Boot hat ein Leck. Der Mann steigt auf das Deck und sieht: Ein herrenloser Container hat sein Segelschiff gerammt. Mit viel Mühe und Geschick kann er das Leck reparieren, doch für Funkgerät und Computer ist es zu spät. Das eingedrungene Salzwasser hat diese so wichtigen Geräte unbrauchbar gemacht. «Dies ist die Virginia Jean mit einem SOS-Ruf – over.» Das ist der Hilferuf des Seemanns, als sein Funkgerät für ein paar Sekunden zu funktionieren scheint. In diesem Film gibt es keine Dialoge, auch keine Selbstgespräche. Und weil Redfords Segler schon lange mit niemandem gesprochen hat, muss er sich einige Male räuspern, um diesen Satz herauszubringen. Schon droht die nächste Katastrophe: ein Sturm.

Robert Redford hat bereits einmal einen schweigsamen Einzelgänger gespielt. 1972 in Sydney Pollacks «Jeremiah Johnson». Dort kehrt sein Titelheld der Zivilisation den Rücken und lebt als Jäger und Trapper in den Rocky Mountains. Monatelang trifft er keine Menschenseele, kämpft ums Überleben. 40 Jahre später erzählt Redford dem jungen Regisseur Jeffrey C. Chandor von den Schwierigkeiten auf dem Filmset zu «Jeremiah Johnson». Und jener stellt sich vor, wie dieser grosse Schauspieler wohl in seinem «All Is Lost» aussehen würde. Er bietet ihm die Rolle an – Redford sagt zu.

J. C. Chandor machte mit seinem Erstlingswerk, dem Wall-Street-Drama «Margin Call» (2011), auf sich aufmerksam. Für dessen Drehbuch war er für einen Oscar nominiert. Chandor kennt die New Yorker Finanzwelt aus dem Effeff. Sein Vater hatte jahrzehntelang an der Wall Street gearbeitet.

Mit «All Is Lost», seinem zweiten Spielfilm, betritt er Neuland – oder anders gesagt: Er segelt in fremden Gewässern. Wie ihm die Idee zum Film kam, erzählt er in einem Interview mit der «Huffington Post»: Er sei oft an Segeljachten im Hafen vorbeigefahren, und der Anblick habe ihn traurig gemacht. Dank der Schifffahrt habe die Menschheit die Welt doch überhaupt entdecken und erkunden können. Jetzt lägen die Boote monatelang angebunden im Hafen oder verkümmern in Bootsschuppen. So entstand Chandors Ausgangslage für die Segelreise eines Mannes auf hoher See.

«All Is Lost» funktioniert. Robert Redfords verwittertes Abenteurergesicht fasziniert – immer noch. Stoisch und ohne Gezeter kämpft sein einsamer Segler gegen die Widrigkeiten, die ihm die Natur entgegenwirft. Jede Handlung, jede Bewegung sogar, ist erklärend, nachvollziehbar, logisch. Das schafft dieser Film ohne Dialoge, ohne Erzählstimme.

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