Ryan Cooglers Kinoerstling «Fruitvale Station» lässt die Konkurrenz alt aussehen. Das war am Sundance Film Festival so, wo das atemberaubende Drama nicht nur den Publikumspreis, sondern auch noch den «Grand Jury Prize» ergatterte. Das war in Cannes so, wo Ryan Coogler mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet wurde. Und das war auch so am Zurich Film Festival. Ob Marc Forster und die anderen fünf Mitglieder der Spielfilm-Jury das auch so sehen, wissen wir freilich erst am Samstagabend, wenn die «Goldenen Augen» vergeben werden.
Film basiert auf realem Zwischenfall
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«Fruitvale Station» beginnt mit echten Handy-Aufnahmen eines Unglückfalls, der sich in den frühen Morgenstunden des 1. Januars 2009 in Oakland ereignete. Zu einer Schlägerei hinzugerufen, befördert die Polizei die Involvierten bei der S-Bahn-Station Fruitvale mit brachialer Gewalt auf den Bahnsteig.
Im Laufe dieser Aktion stirbt der Afroamerikaner Oscar Grant durch einen Schuss in den Rücken. Die geschockten S-Bahn-Passagiere filmen die Tat mit ihren Handys und publizieren sie auf Youtube, wo sie ein breites Publikum erreichen. Auch vor Gericht finden sie schliesslich Verwendung.
Ein tragisches Schicksal, das die Zuschauer fesselt
Ryan Coogler lässt das Publikum mit seinem Spielfilm am tragischen Schicksal von Oscar Grant teilhaben. Grant hatte mit seiner Vergangenheit als Kleinkrimineller abgeschlossen – bis ihn diese in jener Nacht wieder einholte. Das Drama fesselt durch die Nähe, die man als Zuschauer zur charismatischen Hauptfigur unweigerlich aufbaut. Dank ihr erfährt man die schreiende Ungerechtigkeit, die Oscar Grant widerfährt, quasi am eigenen Leib.
Daneben erzählt der Film auch viel über die Wichtigkeit, die Handys in unserem Alltag spielen. Textmitteilungen und Handy-Filme sind in «Fruitvale Station» omnipräsent, was viel zur Authentizität dieser «wahren Geschichte» beiträgt.
Neuer «Rocky» von Coogler?
Gegenüber SRF Kultur spricht Coogler über sein nächstes Filmprojekt. Und bestätigt dabei die Gerüchte, die besagen, er sei als Regisseur für einen neuen «Rocky»-Streifen im Gespräch. Das unter dem Titel «Creed» geplante Projekt stamme sogar aus seiner eigenen Feder und sei eine «sehr persönliche Geschichte».
Also keine klassische Fortsetzung der Boxer-Saga, sondern eher ein Autorenfilm, der «zufälligerweise» im Rocky-Universum angesiedelt ist. Sylvester Stallone soll darin den Enkel seines ehemaligen Rivalen Apollo Creed trainieren. Für die Hauptrolle habe er «Fruitvale Station»-Hauptdarsteller Michael B. Jordan vorgesehen.
Man darf also gespannt sein: auf Cooglers nächste Regie-Heldentaten genauso wie auf die Anzahl Preise, die er mit «Fruitvale Station» noch gewinnen wird.