Schauspieler wollen ihr Gesicht in die Kamera halten - und, dass man sie erkennt. Bei dem Briten Andy Serkis ist dies anders. Der 48jährige hat eine Tolkien-Figur zu einer Kultfigur gemacht. Serkis ist als Gollum weltweit bekannt, ihn selbst jedoch kennen nur eingeweihte Fans.
Andy Serkis gilt als bester Mann für die so genannte Performance-Capture-Darstellung, als bestes Vorbild für digitale Figuren: Er hat King Kong dargestellt, Kapitän Haddock in Steven Spielbergs «Adventures of Tintin» und den hyperintelligenten Schimpansen im Blockbuster «Rise of the Planet of the Apes». Und nun ist wieder einmal Gollum an der Reihe, im gerade angelaufenen Film «Der Hobbit».
Die Leiden eines digitalen Schauspielers
Andere Schauspieler ziehen ein Kostüm an, lassen sich schminken und schlüpfen in eine Rolle. Bei Andy Serkis ist das anders. Er setzt sich vor dem Dreh keine Maske auf - sie wird erst im Nachhinein digital hinzugefügt. Dafür muss Serkis zu Drehbeginn in einen speziellen hautengen Performance-Capture-Anzug steigen. Darüber werden nicht nur die Bewegungen, sondern auch Gesichtsausdrücke von Serkis aufgenommen und an einen Computer weitergeleitet, wo die einzelnen Bilder dann weiterverarbeitet werden, so dass Gollum oder ein anderer digitaler Charakter entstehen kann.
Gollums Grimassen sind «echt»
Jede Bewegung, jede Grimasse von Gollum stammt von Serkis. Er hat sie kreiert und konzipiert. Diese Arbeit ist richtige Schauspielerei - die Technik ist für Serkis nur ein Instrument. In Interviews vergleicht er die Arbeit gerne mit den Verkleidungskünsten des legendären Komikers Peter Sellers. Oder er verweist auf John Hurt, der in «Der Elefantenmensch» unkenntlich unter einer Maske agierte und dafür für den Oscar nominiert wurde.
Die Schauspielerei der Zukunft?
Digitale Darsteller wie Andy Serkis sind Leinwandhelden, unsterblich und nach belieben geformt: Ist das die Zukunft der Schauspielerei? Serkis glaubt, dass es zukünftig mehr Aufgaben für ihn geben wird.
Bedauert hat er nie, dass er die Rolle des Gollum angenommen hat. Er liebt diese Art des Darstellens, ganz im Gegensatz zu vielen Kollegen. Daniel Craig, der für «The Adventures of Tintin» erstmals auch einen Performance-Capture-Anzug anziehen musste, mochte diese Art der Schauspielerei zum Beispiel gar nicht.
Serkis will aber nicht nur als digitaler Schauspieler arbeiten. 2011 gründete der Engländer die Produktionsfirma «The Imaginarium», die auf Performance-Capture-Technik spezialisiert ist. Im Oktober dieses Jahres kündigte er sein erstes Projekt an: Die Verfilmung von George Orwells Klassiker «Die Farm der Tiere». Serkis wird selbst die Regie übernehmen - wieder eine «Rolle», in der ihn niemand erkennen wird.