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Im Profil: Jeff Bridges
Aus Kultur Extras vom 02.11.2016.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 56 Sekunden.

Film & Serien Knautschgesicht Jeff Bridges zeigt viel Profil – komme, was wolle

Schon in «The Big Lebowski» sah der Kalifornier aus wie ein liebgewonnenes, altes Sofa. Nun besticht Jeff Bridges im Südstaatendrama «Hell or High Water» als bauernschlauer Texas Ranger, der weder Tod noch Teufel fürchtet. Höchste Zeit, dem unverwüstlichen 66-Jährigen ein Kränzchen zu winden.

Gewisse Dinge sind erst richtig gut, wenn das Leben seine Spuren darauf hinterlassen hat. Ein Sofa ist beispielsweise erst dann richtig bequem, wenn es Furchen besitzt, in die man sich einnisten kann.

Erst dann fühlt es sich richtig an. Erst dann stimmt der Groove, wie uns Homer Simpson einst anschaulich demonstriert hat.

Das menschliche Sofa

Jeff Bridges hat den Groove. Umso mehr, wenn man weiss, dass das englische Wort «Groove» ursprünglich Furche bedeutet. Der Begriff passt perfekt zu Bridges mit seinem wunderbar zerfurchten Gesicht. Das Knautschgesicht ist von der Optik und vom Gefühl her darum so etwas wie ein menschliches Sofa.

Den heroischen Strahlemann verkörpert Bridges selten. Dafür sieht er schlicht zu verlebt aus. Für sympathische Antihelden, die sich mit List und Lust durchs Leben schlängeln, ist er dagegen ideal.

Unvergessen: seine Performance als «Dude» im Kultfilm «The Big Lebowski». Keine Rolle hat Bridges‘ Image nachhaltiger geprägt, als diejenige des liebenswerten Kiffers.

Frühe Anerkennung, späte Auszeichnung

Für den Oscar nominiert wurde Bridges allerdings nicht als «Dude», sondern für sein Schauspiel in sechs anderen Filmen. Bei seiner ersten Nominierung, für die Rolle eines Halbstarken in Peter Bogdanovichs «The Last Picture Show», war Jeff Bridges gerade einmal 22.

Jeff Bridges mit dem Oscar in der Hand.
Legende: Für den Oscar nominiert war Bridges schon 1972. Gekriegt hat er ihn aber erst für «Crazy Heart» anno 2010. Keystone

Drei Jahre später folgte bereits die nächste Nomination. Diesmal sollte er für seinen leichtfüssigen Part in Michael Ciminos «Thunderbolt and Lightfoot» den Academy Award gewinnen. Doch Bridges ging erneut leer aus.

1984 und 2000 wiederholte sich das Szenario. Erst 2010, sage und schreibe 38 Jahre nach der ersten Nominierung, klappte es mit der Auszeichnung.

Im Alkoholikerdrama «Crazy Heart» brillierte Hobby-Musiker Bridges nicht nur mit höchstpersönlich intoniertem Country-Gesang.

Er zelebrierte darin regelrecht, was er am besten kann: Den abgehalfterten Helden spielen – vom Leben gezeichnet und dennoch unverwüstlich.

Ein knorriger Texas Ranger zum Knuddeln

Aktuell ist Jeff Bridges in «Hell or High Water» als betagter Südstaatencop zu bewundern. Der vom 66-Jährigen verkörperte Texas Ranger mag's gemütlich – schliesslich geht er bald in Rente.

Bridges spielt den knorrigen Polizisten brillant zurückhaltend. So wie es nur grosse Darsteller können, die niemandem mehr etwas beweisen müssen.

Am Ende des Films geht es einem mit dem frisch pensionierten Raubein wie so oft bei Bridges: Man möchte ihn knuddeln. Weil man ahnt, dass es sich richtig gut anfühlen wird – wie ein vertrautes Ledersofa.

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