Als Gus Van Sant 2011 an den Filmfestspielen in Cannes seinen Film «Restless» vorstellte, wurde ihm allenthalben vorgeworfen, sich im Vergleich zu seinem preisgekrönten «Elephant» allzu sehr den Konventionen unterworfen zu haben. Eines aber hat der Regisseur ganz sicher richtig gemacht: die Besetzung seiner Hauptrolle. Die Hauptfigur Annabel wird von der Australierin Mia Wasikowska gespielt. Der Teenager lernt auf einer Beerdigung den gleichaltrigen Enoch kennen und später lieben. Doch ihre gemeinsamen Tage sind gezählt, denn Annabel ist sterbenskrank. Dass diese anrührende Geschichte nicht im Kitsch versinkt, ist der schauspielerischen Leistung von Wasikowska zu verdanken.
Der Weg zum Erfolg
Mia Wasikowska zierte bereits 2010 als grosse Nachwuchshoffnung das Cover von «Vanity Fair», neben anderen Jungstars wie etwa Carey Mulligan oder Kristen Stewart. Und sie scheint die in sie gesetzten Hoffnungen bis jetzt mehr als zu erfüllen. Nur schon in den letzten drei Jahren hat Wasikowska elf Filme gedreht, darunter mit Starregisseuren wie Jim Jarmusch, Tim Burton und David Cronenberg.
Gestartet hat sie ihren beruflichen Höhenflug auf Gabriel Byrnes Sofa in der HBO-Serie «In Treatment». Dort spielte die damals 18-jährige Wasikowska den Teenager Sophie, eine Kunstturnerin, die nach einem Unfall zur Psychotherapie verknurrt wird.
Gute Kritiken
Dies war nach ersten Fernseh- und Filmerfahrungen in Australien ihre erste Rolle in den USA und Wasikowskas Leistung beeindruckte nicht nur Rodrigo García, der sie für die Serie gecastet hatte. Edward Zwick, Mira Nair und Lisa Cholodenko holten sie kurz nacheinander ins Boot für ihre Filme «Defiance», «Amelia» und «The Kids Are All Right».
In letzterem spielte Mia Wasikowska die Teenager-Tochter eines Frauenpaares, die eigentlich gerade dabei ist, sich von ihrer Familie zu lösen, dann aber durch eine neue Bekanntschaft – sie lernt ihren biologischen Vater kennen – noch einmal arg in deren Probleme verwickelt wird. An der Seite der beiden umwerfenden Schauspielerinnen Annette Bening und Julianne Moore machte sie ihre Sache ausgesprochen gut.
So gute Kritiken Wasikowska für ihre schauspielerischen Leistungen in diesen Filmen auch erhielt, einem wirklich grossen Publikum wurde sie erst als Alice in Tim Burtons opulenter Verfilmung des Jugendbuchklassiker «Alice im Wunderland» bekannt.
Ein Teenie wird erwachsen
Als Alice, Sophie in «In Treatment», Joni in «The Kids Are All Right» und Annabel in «Restless» – eine Weile lang schien Mia Wasikowska erste Wahl für Coming-of-Age-Geschichten zu sein. Dass sie sich in anderen Rollen genauso wohl fühlt, hat sie aber auch bereits bewiesen, etwa in «Albert Nobbs», «Jane Eyre» oder «Tracks», der demnächst im Kino zu sehen ist.
Der Erfolg scheint Mia Wasikowska nicht in den Kopf gestiegen zu sein. Sie wählt ihre Rollen mit Bedacht und auch mal nach persönlichen Vorlieben aus. So gab sie Robert Redford einen Korb, um mit Gus Van Sant, einem ihrer Lieblingsregisseure, «Restless» zu drehen. Zu seinem Glück.