Roeland Wisnekker und Wolfram «Wolfi» Berger gehören zu den heimlichen Stars des Schweizer Films. Im neuen Kinofilm «Rider Jack» sind sie jetzt gemeinsam zu sehen. Als Vater und Sohn – aber nicht als ein Herz und eine Seele. Im Gegenteil: «Rider Jack», der Film von This Lüscher, ist eine jener Tragikomödien, in denen sich zwei Menschen zusammenraufen müssen.
Vater-Sohn-Drama
Roeland Wisnekker ist Jack Theiler. Geschieden, gescheitert, gerade knapp der Alkoholsucht entronnen. Seine Zukunft sieht der gelernte Koch im Ausland. Jack träumt davon, in Mallorca ein kleines Restaurant zu übernehmen – aber dann erreicht ihn ein Anruf aus einer Klinik. Sein Vater, mit dem er seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hatte, ist dort wegen Alzheimer eingeliefert worden, wie die Klinikleiterin erklärt. «Mooooment, er kommt doch nicht zu mir?!?», erwidert Jack.
Natürlich bleibt Jack nichts anderes übrig, als seinen Vater vorübergehend in seiner Wohnung einzuquartieren. Und nachdem der alte Paul erst einmal akzeptiert hat, dass Jack tatsächlich sein Sohn ist, bemüht er sich um ein neues Verhältnis zu ihm – wenn er nicht gerade eine wirre Phase hat und im Quartierladen Randale macht.
Exzellentes Ekelpaket
Jack ist voller Wut und Ressentiments. Er ist überzeugt, dass sein Vater ihn und seine Mutter seinerzeit hat sitzen lassen. Entsprechend unwillig setzt er sich darum mit der Not des zunehmend verwirrten Paul auseinander. Bis er erfährt, dass der Alte möglicherweise gar nicht so mittellos ist, wie alle glauben: Denn Paul besitzt ein Haus im Tessin.
«Rider Jack» von This Lüscher ist eine flüssig und überzeugend inszenierte Mischung aus Familiendrama und Road-Movie. Roeland Wisnekker ist schauspielerisch in seinem Element mit dieser Sohnesfigur zwischen Wut, Wehleidigkeit und ganz langsam wachsender Zuneigung für den zunehmend verwirrten alten Mann. Auch Wolfram Berger zieht alle Register – zwischen Ekelpaket und zu Tränen rührendem Alzheimer-Patienten, der immer deutlicher merkt, wie er sich selber abhandenkommt.
Ein bisschen gaga und ziemlich Rock'n'Roll
Was «Rider Jack» als Film vom normalen Drama und vor allem vom standardisierten Rührstück abhebt, ist sein wehmütiger Humor. Dass Vater und Sohn sich zusammenraufen müssen, ist nicht nur der Dramaturgie zu verschulden, sondern auch den gut charakterisierten Figuren und ihren Dialogen. Das Publikum begreift lange vor Jack, was dessen Freundin schon bald formuliert: «Dein Vater ist super! Ein bisschen gaga, aber ziemlich Rock’n’Roll!»
Die Tragikomödie von This Lüscher und seinem Ko-Autor André Küttel trifft immer den richtigen Ton, amüsiert und rührt zu gleichen Teilen, ohne je aus der Road-Movie-Kurve zu fliegen: Erstklassiges Schweizer Kino-Handwerk.
Kinostart: 20.8.2015