1961, die Kinderbuchautorin Pamela Travers hat Geldprobleme. Ihr Agent fleht sie an, die Verfilmungsrechte an ihrem Kinderbuchklassiker Mary Poppins abzutreten, denen Walt Disney seit 20 Jahren hinterherjagt. Äusserst widerwillig nur verlässt die Dame ihr geliebtes London, um in Los Angeles die Details einer möglichen Verfilmung zu besprechen. In den Filmstudios erwarten sie sehnsüchtig Walt Disney, Drehbuchautor Don DaGradi und die Komponisten Richard und Robert Sherman, nicht ahnend, welch stürmische Zeiten auf sie zufliegen. Denn Pamela Travers verteidigt wie eine Löwin die Integrität ihrer Mary Poppins gegen alle Ansinnen verniedlichender Unterhaltung, die Disney und seinen Mitarbeitern vorschwebt.
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Mythos Disney
Die Disney Company dreht einen Film über Walt Disney. Das heisst, einen Mythos zelebrieren. Klar, dass Hollywood aus Walt Mr. Perfect macht. Einen Multimillionär, der geduzt werden will, dem das Wohl seiner Mitmenschen am Herzen liegt, der für die Anliegen seiner Mitarbeiter immer ein offenes Ohr hat und neuen Ideen immer aufgeschlossen ist. Zwei Sekretärinnen hat er auch, nicht jung und auch nicht hübsch, die eine mollig, die andere alte Jungfer. Der Mann ist ein Mönch.
Disneys Gegenspielerin ist Pamela Lyndon Travers – pardon: Mrs. Travers, wie sie genannt werden will. Eine unerträgliche Korinthenkackerin, die Widerspruch nicht duldet und die Verfilmungsrechte an ihrer Mary Poppins als Waffe gegen Disney einsetzt.
Herz und Schmerz
Obwohl alles ein wenig dick aufgetragen wird, ist «Saving Mr. Banks» ein berührender Film, die traurige Entstehungsgeschichte eines Kinderbuches und seiner Verfilmung. In Rückblenden wird die Kindheit von Pamela Travers erzählt, als sie noch Helen Lyndon Goff hiess. Ein Mädchen, das mitansehen muss, wie ihr über alles geliebter Vater stirbt – im Film am Alkohol, in Wirklichkeit an der Grippe. Die Vergangenheit und die Gegenwart dieser Frau erklären die Qualen, die sie aussteht, als sich Disney ihres geistigen Eigentums – und ihrer Vergangenheit – bemächtigt.
Perfektion à la Disney
Tom Hanks macht aus Disney einen faszinierenden Mann, einen Filmmogul zum Anfassen. Emma Thompson lässt Pamela Travers gekonnt changieren zwischen unerträglich und liebenswert schrullig.
Mit solchen Schauspielern und einem dramaturgisch bombensicheren Drehbuch kann nicht allzu viel schiefgehen. Und tatsächlich: Nach zwei Stunden geht der Film glücklich mit einem Finale zu Ende, das die Nostalgie bedient und uns ein Wiedersehen mit Julie Andrews als Mary Poppins beschert.