Haben Sie sich mal gefragt, wie es wäre ein komplett anderer Mensch zu sein? Oder würden Sie sich eine Erinnerung, die schon fast verblasst ist, farbig und echt zurückwünschen? Im Film von Kathryn Bigelow kann man das. Die amerikanische Regisseurin geht mit «Strange Days» sogar noch einen Schritt weiter: Man taucht nicht nur in eine andere Welt ein, man kann die nacherlebte Realität am eigenen Körper spüren.
Diese Erfahrung macht süchtig. Die Videos wirken wie ein Rauschmittel: sie sorgen für den «geilen» Kick, aber man kann auch an einer Überdosis sterben. Wie bei jeder Droge soll der Stoff immer härter werden: Pornovideos, Clips über Raubüberfälle und Mordszenen – auf dem Schwarzmarkt kann man alles kaufen. Letzteres – Filme, die mit dem Tod des Protagonisten enden – werden «Snuff»-Videos genannt und sind nicht sehr beliebt. Weil: Genau wie bei einer schlechten Droge ist man danach nicht aufgekratzt und gut gelaunt, sondern fällt in ein tiefes, schwarzes Loch.
Technische Revolution in den 90er
«Strange Days» kam 1995 in die Kinos. Technisch gesehen waren die 90er revolutionäre und innovative Jahre: die Zahl der «PC’s» stieg in den USA um mehr als das Doppelte. Mobiltelefone erlebten einen Boom. Und über die Telefonleitung konnte man sich ins Internet einwählen: die moderne Kommunikation erlebte einen Aufschwung.
Der Film spielt in einem technisch sehr aktiven Jahrzehnt. Diese Zeit des Umbruchs spiegelt sich auch im Science-Fiction-Thriller «Strange Days» wieder. Die Menschen können mit einem Kabelhut, den sie sich auf den Kopf setzen, verschiedene Videos direkt auf die Netzhaut projizieren. Diese Cyberwelt in «Strange Days» war seiner Zeit voraus, denn Computerspiele, in denen man in eine virtuelle Welt abtaucht, waren – anders als heute, nicht sehr weit verbreitet. «Strange Days» – ein Filmschatz, der nicht an Aktualität eingebüsst hat und den es sich lohnt aus dem Filmarchiv auszugraben.