Instinktiv tastet man am Kinosessel nach dem Sicherheitsgurt, während man mit hundert Sachen durch South Central brettert. Cops des LAPD jagen Gangster, im fiesesten Viertel von Los Angeles: Da, wo man mit dem Auto nicht anhalten möchte, da, wo alle bösen Gangsta-Rapper wenigstens der Legende nach herkommen. Bremsen, Schreie, Schüsse, die Windschutzscheibe geht zu Bruch – auf der Rückbank des Polizeiautos hätte man diese Verfolgungsjagd nicht überlebt.
Die Eröffnungsszene setzt Tempo und Temperatur von «End Of Watch». Autor und Regisseur David Ayer hat auch das Drehbuch zu «The Fast And The Furious» geschrieben, mit rauem Pflaster und schnellen Autos kennt er sich aus.
Brutale Welt in Youtube-Ästhetik
Brian (Jake Gyllenhaal) und Mike (Michael Peña) sind Polizisten, Partner und beste Freunde. In einer einzigen Schicht erleben sie mehr, als andere Polizisten in einem ganzen Berufsleben. Es ist eine brutale Welt, die David Ayer in Youtube-Ästhetik packt, und eine erschreckend banale Welt. Hier gibt es nur Schwarz oder Weiss (oder in diesem Fall Schwarze oder Latinos), Sieger oder Verlierer, Opfer oder Täter, und in letzter Konsequenz Leben oder Tod.
Im Shuffle-Modus schickt uns der Regisseur mit seinen beiden Hauptdarstellern auf Streife: ein Brand hier, ein vermisstes Kind da, illegale Flüchtlinge, Waffen, Gangs. Subjektive Videokameras auf beiden Seiten des Gesetzes, ungewöhnliche Perspektiven, Handkamera: die Stärke an «End Of Watch» ist die physische Nähe zu den Protagonisten.
Wenn Ayer als Kontrast zum Adrenalin der Strasse das private Gesicht der Cops zeigt, mit Partnerinnen, Kind und Kegel, lässt er es ziemlich bieder und eindimensional zugehen. Aufrechte, patriotische Manneskraft satt: Hinter der Dienstmarke schlägt auch ein Herz, schon verstanden.
Atemlose, aber nicht konsequente Subjektivität
Konzeptioniert hat Regisseur Ayer seinen Streifen eigentlich als Subjektive aus der Consumer-Cam der Jake Gyllenhaal-Figur und diversen fest montierten Webcams im Auto und an der Kleidung der Cops. Diese formale Begrenzung hat Ayer dann aber zugunsten einer zusätzlichen narrativen Handkamera über Bord geworfen. Formalisten werden sich an diesem visuellen Hybrid stören.
Wer sich nicht von der Frage ablenken lässt, welche Kamera nun welches Bild liefert, wird sich meist atemlos ertappen, das Beste hoffend für die beiden Cops, die immer an der Kante des Unvermeidlichen entlangschrammen. Denn «End Of Watch» bedeutet nicht nur Schichtende, sondern morbider: die allerletzte Schicht.