Es hätte einer dieser gutgemeinten, aufklärerischen Filme werden können, die dann doch nur ein Nischenpublikum finden. Der saudische Regisseur Mahmoud Sabbagh wollte aber etwas anderes.
Sabbagh weist mit seiner Komödie auf die religiösen und gesellschaftlichen Hindernisse in seinem Land hin: «Für viele Menschen ist der Nahe Osten gleichbedeutend mit Terrorismus oder dem IS. Dem wollte ich etwas entgegensetzen. Eine Komödie ist hier besonders geeignet, denn sie kann überall verstanden werden.» Stimmt, das macht «Barakah Meets Barakah» letztlich auch so sehenswert.
Herz erobern, aber wie?
Der Film folgt dem Protagonisten Barakah Urabi auf seinem beschwerlichen Weg zum Liebesglück. Barakah ist ein linientreuer Ordnungsbeamter, der Ladenbesitzern und Cafébetreibern die Grenzen des freien Wirtschaftens aufzeigt – mehr aus innerer Laschheit denn aus Überzeugung.
Als er dem schillernden Instagram-Model Bibi begegnet, hat er endlich ein Ziel: die Eroberung der Angebeteten. Doch wie soll er das anstellen?
Das ungezwungene Rendezvous im öffentlichen Raum zwischen Mann und Frau ist verboten. Was schickt sich, was nicht? Hier spielt der Film seine ganze situationskomische Kraft aus.
Rebellische Hauptdarsteller
Die zwei Hauptfiguren sind unkonventionell besetzt: Barakah wird von Hisham Fageeh verkörpert. Der Schauspieler und Satiriker wurde durch sein Video «No Woman, No Drive» bekannt. Dieses nimmt das saudische Autofahrverbot für Frauen auf die Schippe.
Fatima Al Banawi spielt Bibi. Sie hat einen Master in Theologie der Harvard University und ist eine engagierte Frauenrechtlerin in den sozialen Medien.
Aus der Kino-Wüste an die Oscars
Der 33-jährige Regisseur Mahmoud Sabbagh – mit einem Dokumentarfilmstudium in New York ebenfalls westlich geschult – arbeitet im engen Korsett seiner Heimat erstaunlich frei.
Der Film kritisiert die rigiden Gesetze Saudi-Arabiens offen und wurde nun trotzdem von der saudischen Regierung für den Oscar des besten fremdsprachigen Films vorgeschlagen.
Der Pionier liebt die Herausforderung
Sabbagh konnte seinen Film in Saudi-Arabien bisher nur wenigen Menschen zeigen. Es gibt nach wie vor kein Kino im Land. Ob die Regierung nun Hand bietet für eine offizielle Lancierung, bleibt offen. Der Regisseur berichtet von ersten Gesprächen, vielleicht wird es eine Open-Air-Vorstellungen geben.
Trotz der grossen Herausforderungen ohne eingespielte Strukturen gefällt Mahmoud Sabbagh seine Rolle als Pionier: «Regie, Produktion, Vertrieb, Marketing: Ich bin alles in einer Person. Aber das macht mir nichts aus. Ich liebe den Film als Ausdrucksmittel. Und ich bereite gern den Weg für eine neue Generation, die meinem Beispiel hoffentlich folgen wird.»