Bond wird im neuen Film «Spectre» wieder Bösewichte in den Alpen jagen. Doch nicht in den Schweizer Alpen, wie er das Ende der 1960er-Jahren in «On her majesty's secret service» auf dem Schilthorn tat. Bond geht bei unseren Nachbarn, den Österreichern, fremd. Zum zweiten Mal, wie schon bei «Quantum of Solace». Diesmal geht es für ihn nicht ins Vorarlberg nach Feldkirch, sondern nach Sölden, nach Altaussee und in die Mini-Gemeinde Obertilliach.
Ausgerechnet der touristische Erzrivale der Schweiz kommt also wieder zum Zuge. Das enttäuscht Jürg Schmid, den Direktor von Schweiz Tourismus: «Selbstverständlich wäre es mir lieber, wenn diese Szenen in der Schweiz spielten. Aber einen solchen Film in ein Land zu holen, ist auch eine grosse Geldfrage. Wir haben nicht genug Mittel, um eine breite Filmförderung und Standortförderung zu betreiben.» Die Österreicher haben da die Nase vorn.
Die Österreicher locken mit Vorteilen
Über eine Million Euro lässt sich die österreichische Filmstandortförderung das Bond-Abenteuer kosten. Ein Grossteil davon wird mit Steuergeldern finanziert. Dazu kommt, dass die Bond-Filmcrew für den Dreh keine Steuern zahlt. Die Schweiz kann da nicht mithalten.
Ivo Kummer, Leiter der Sektion beim Bundesamt für Kultur sagt dazu: «Sie eine Förderung kennen wir in der Schweiz noch nicht. Wir planen allerdings auf die Periode 2016 bis 2020 eine Filmstandortförderung einzurichten. Diese beruht jedoch nicht auf dem Steuerprinzip.» Das bedeutet: keine Steuererleichterung für ausländische Filmproduzenten. Und: Geld vom Bund fliesst nur, wenn ein Schweizer Koproduzent mit von der Partie ist. Dass da ein Bond-Produzent einwilligt, bezweifelt Ivo Kummer.
Mit mageren Mitteln fängt man keine grossen Fische
In der Schweiz gibt es zwar ein Stelle, die hiesige Standorte vermittelt. Dass dadurch mehr Filme in der Schweiz gedreht werden, bezweifelt SRF-Filmredaktor Michael Sennhauser: «Die kleine Filmvermittlungsstelle Film Locations Switzerland versucht, Standorte zu vermitteln. Aber die Stelle gibt passiv Auskunft, wenn Filmcrews nachfragen. Sie wirbt zwar mit Vorteilen der Schweiz wie Zuverlässigkeit oder einer stabilen Währung, aber sie betreibt kein aggressives Marketing. Und vor allem: Es steckt kein Geld dahinter».
Mit Geld könnte die Schweiz also ausländische Filmproduzenten locken. Und nicht nur das: Sie könnte im Gegenzug auch Geld einnehmen. So profitieren die österreichischen Gemeinden schon vom Bond-Boom: «In der Region bleiben ungefähr vier Millionen Euro», so Matthias Scherer, der Bürgermeister von Obertiliach, einem der österreichischen Drehorte des neuen Bond. Handwerker, Bauern und Hoteliers aus der Region können sich freuen.
Eine Chance für Tourismus, Kultur und Wirtschaft
Ein Bond-Film im eigenen Land verleiht also nicht nur Glamour. Er kann auf unterschiedlichen Ebenen einen Aufschwung bewirken. Jürg Schmid von Schweiz Tourimus wünscht sich deshalb eine nationale Filmförderung, die von Spezialisten betrieben wird und sowohl kulturelle, touristische und wirtschaftliche Aspekte einbezieht. Ob aber eine nationale Filmstandortförderung in der Schweiz Chancen hat, ist fraglich. Denn Standortförderung ist hierzulande vor allem Sache der Kantone und Gemeinden.
Sendung: SRF 4 News, HeuteMorgen, 6.1.2015, 06:00 Uhr.