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Film & Serien Wie ein Schauspieler zum Schwinger wird

Für den Film «Dinu» musste der Schauspieler Jonathan Loosli in einen stämmigen Schwinger verwandelt werden. Der Trainer Yves Schüpbach half ihm dabei, innerhalb eines halben Jahres 15 Kilogramm zuzulegen. Im Interview erzählt er, wie sie das geschafft haben.

Der Fernsehfilm «Dinu» erzählt von einem Mann, der davon träumt, Schwingerkönig zu werden. Gespielt wird Dinu vom Jonathan Loosli. Der studierte Schauspieler bringt zwar viel Bühnenerfahrung mit, wie ein Schwinger sieht der Berner aber nicht wirklich aus. Um das zu ändern, wurde der Personal Trainer Yves Schüpbach engagiert: Er sollte dabei helfen, aus dem Schauspieler innert kürzester Zeit einen stämmigen Schwinger zu machen. Normalerweise hilft Schüpbach seinen Kunden beim Abnehmen – für einmal musste er nun dafür sorgen, dass jemand 15 Kilogramm zulegt.

Yves Schüpbach, wie hat die Produktionsfirma Sie gefunden?

Yves Schüpbach
Legende: Personal Trainer Yves Schüpbach half Loosli bei der Gewichtzunahme. Yves Schüpbach

Ich kenne die Ehefrau von Loosli noch aus der Zeit, als ich im Fitnessstudio gearbeitet habe. Sie wusste, dass ich nun als Personal Trainer arbeite und kontaktierte mich. Ich traf mich zuerst persönlich mit Loosli und anschiessend noch gemeinsam mit den Verantwortlichen der Produktionsfirma «Turnus Film». Nach diesem Gespräch stand fest, dass ich Loosli trainieren würde.

Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

In meinem Alltag als Personal Trainer geht es oft um das Thema Gewichtsreduktion und die Verbesserung der allgemeinen Fitness. Es ist selten, dass jemand 10 bis 15 Kilogramm an Gewicht zulegen muss. Diese Herausforderung hat mich sehr gereizt. Ein grosses Ziel vor Augen zu haben, motiviert nicht nur meine Kunden, sondern auch mich als Trainer. Natürlich war hier der Druck etwas höher, denn wir mussten innerhalb von ein paar Monaten einiges an Körpermasse aufbauen. Wir planten regelmässige Körpermessungen und Fotoshootings, um die Erfolge zu überprüfen, was auch sehr motivierte und antrieb.

Sie setzen in ihren Trainings auf Gesundheit und Fitness. War das auch beim Training mit Loosli oberste Priorität?

Ja! Mir, Loosli und auch der Filmcrew war es wichtig, dass die Gesundheit des Schauspielers nie gefährdet wird. Auch der Einsatz von verbotenen Präparaten war zu keinem Zeitpunkt ein Thema, was in Hollywood wohl üblich ist. Da die Ziele recht hoch gesteckt waren, wurde Loosli aber sehr viel abverlangt, und er lernte seine körperlichen Grenzen kennen. Vorsicht war aber immer geboten, denn eine Verletzung konnten wir nicht in Kauf nehmen.

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Wie hat Looslis Trainingsplan und Trainingsziel ausgesehen? Sind die Übungen vergleichbar mit den Trainings-Szenen im Film, also Joggen, Hanteln-Heben, Kraftübungen an Kraftgeräten, Seilspringen und eine Ernährung mit rohen Eiern und frischer Milch?

Looslis Zwischenziel bestand darin, zwei bis drei Kilogramm Körpergewicht monatlich zuzulegen. Als Fernziel galt, in sechs Monaten 10 bis 15 Kilogramm mehr auf die Waage zu bringen und sportlich fit zu sein.

Den Trainingsplan änderten wir jeden Monat etwas ab. Wir steigerten kontinuierlich die Gewichte und bauten Intensivierungsmethoden im Trainingsplan ein. Zuerst galt der Schwerpunkt der Hypertrophie, also dem Muskelaufbau, und der Verbesserung der Maximalkraft. In den letzten Wochen versuchten wir dann, die Wiederholungen etwas zu steigern und mehr Cardiotraining einzubauen, um unerwünschtes Körperfett loszuwerden.

Die Priorität setzten wir aber immer bei den Grundübungen: Kniebeugen, Beinpresse, Kreuzheben, Bankdrücken, Umsetzten, Schulterpresse. Wir trainierten also hauptsächlich mit freien Gewichten und insgesamt dreimal wöchentlich. Loosli absolvierte nebenbei selbständig leichte Joggingeinheiten und baute dort auch Seilspringübungen ein. Die Ernährung war ein sehr wichtiger Faktor beim erreichen unseres Zieles. Loosli verdrückte am Tag sechs bis sieben Mahlzeiten. Dies erforderte natürlich eine gute Vorbereitung und Planung. Die Mahlzeiten haben viel Eiweiss, gesunde Kohlenhydrate, Gemüse und Früchte und ausreichend Flüssigkeit beinhaltet. Loosli konsumierte recht viele Eier, jedoch in gekochtem oder gebratenem Zustand.

Welche Sportarten trainieren Sie in Ihrer Tätigkeit als Fitness- und Sporttrainer am meisten? Haben Sie schon einmal einen Schwinger trainiert?

Yves Schüpbach

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Der Personal Trainer ist Inhaber der Fitmacher-Bern GmbH. Er hat langjährige Erfahrung in den Bereichen Muskelaufbautraining, Cardiotraining, Gewichtsreduktion und Rückenschulung und stellt individuelle Trainingspläne für Kraft- und Ausdauersportler her. Er stellt auch Ernährungspläne für Menschen mit Übergewicht und Kraftsportler zusammen.

Wir unterstützen Kunden in den verschiedensten Sportarten. Fussball, Golf, Tennis und so weiter. Mehrheitlich kommen zu uns aber Kunden, bei denen eine Gewichtsreduktion oder die Verbesserung von Kraft- und Ausdauer im Vordergrund stehen. Viele Menschen sitzen heute den ganzen Tag, bewegen sich zu wenig und essen ungesund. Wir helfen ihnen, eine geeignete körperleiche Betätigung zu finden, ihnen die Freude an der Bewegung zu vermitteln und ihr Essverhalten zu optimieren.

Leistungssportler trainieren oft schon in einem Verein oder haben bereits einen Trainer. Auch einen Schwinger habe ich vorher noch nie trainiert.

Was war für Sie die grösste Herausforderung bei der Aufgabe, Jonathan Loosli zum Schwinger zu machen?

10 bis 15 Kilogramm Körpermasse aufzubauen ist das eine, nachher aber trotzdem spritzig, athletisch und beweglich zu wirken, das andere. Das alles in dieser Zeit zu planen und koordinieren war bestimmt eine grosse, aber auch spannende Herausforderung für mich als Trainer.

Gab es Situationen, in denen Sie Loosli besonders motivieren mussten?

Nein. Ich kann Loosli ein grosses Kompliment aussprechen. Er war von Anfang an sehr motiviert und zielstrebig. Das Umsetzen der Ernährungsvorgaben war für ihn wohl am schwierigsten, aber er hat das super gemeistert.

Jonathan Loosli wirkt auf Laien in Sachen Schwingen im Film sehr glaubwürdig. Auf Sie als Experten auch?

Leider habe ich den Film noch nicht gesehen. Da ich Loosli aber bereits live beim Schwingen beobachten konnte, kann ich da nur zustimmen.

Würden Sie ihm im normalen Leben eine Schwingkarriere zutrauen?

Egal in welcher Sportart: Um bei den besten mithalten zu können, braucht es jahrelanges Training, meist schon von Kindesalter auf und ideale körperliche Voraussetzungen. Im Vergleich zu Stucki, Sempach und Co. wird es wohl etwas eng werden (lacht).

Nun haben Sie aus einem Schauspieler einen kampflustigen Schwinger und kernigen Bergbauern gemacht. Wen würden Sie gerne als nächstes coachen?

Ich bin immer offen für neue Herausforderungen. Einer sehr stark übergewichtige Person zu ihrem Idealgewicht zu verhelfen, finde ich immer herausfordernd und spannend. Dieses Trainingsziel könnte ich mir auch gut für einen Schauspieler und dessen Filmrolle vorstellen.

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