Sizilien 1993. Weil der Mafioso Santo Die Matteo die Seiten wechselte und mit der Justiz kooperierte, entführte der berüchtigte Brusca Clan seinen Sohn. Giuseppe Di Matteo wurde zwei Jahre lang in einem unterirdischen Verlies gefangen gehalten, bis man ihn erwürgte und in Säure auflöste.
Diese brutale Geschichte war ein einschneidendes Ereignis in den Jugendjahren der beiden Regisseure Antonio Piazza und Fabio Grassadonia. Beide wuchsen im Sizilien der 1980er- und 1990er-Jahre auf.
Das war eine Zeit, in der die Mafia die Bevölkerung terrorisierte. Eine Zeit, die sie als die schlimmste in der jüngsten Geschichte ihrer Region bezeichnen. Die Entführung war schliesslich der Auslöser dafür, dass die Regisseure ihre Heimat verliessen.
Zwischen Realität und Fiktion
Jetzt haben sie ihre Jugenderinnerungen im Film «Sicilian Ghost Story» verarbeitet. Doch statt die Geschichte von der Entführung wahrheitsgetreu wiederzugeben, erzählen sie diese auf künstlerische Art und Weise.
Sie vermischen die echten Ereignisse mit einer fiktionalen Liebesgeschichte zwischen dem entführen Jungen und einem Mädchen aus seiner Schule. Die Kombination von Realität und Fiktion ist ein düsteres Märchen, das auf zwei Ebenen spielt.
Die Kraft der Liebe
Einerseits ist da das Mädchen Luna, das anders ist als die Dorfbewohner und nicht so tut, als ob nichts geschehen wäre. Auf der anderen Seite ist da der Junge, dem die Liebe zu Luna Kraft gibt.
Mit dem Film wollten die Regisseure die Ohnmacht zeigen, wie sie unter den Menschen in Sizilien herrschte. Wer die Augen nicht vor den Missständen der Mafia verschloss, dem erging es wie Luna, die auf der Suche nach Giuseppe nur auf Widerstand stiess.
Rührend und verstörend
Den Regisseuren war es wichtig, dass die Geschichte des armen Giuseppe Di Matteo nicht in Vergessenheit gerät. Nicht mal mehr die jungen Schauspieler in ihrem Film, konnten sich noch an diese Geschichte erinnern. «Sicilian Ghost Story» ist ein Film, der einen emotional rührt und gleichzeitig verstört.