An einem normalen Tag treffen sich im Café des kurdischen Aktivisten Zeki die schon lange in London lebenden Exil-Freunde. Dichter Taufiq, der seinen Lebensunterhalt als Wächter in einem Museum bestreitet.
Die alten Kommunistenfreundinnen und Freunde, aber auch die jüngere Generation, zum Beispiel Taufiqs Neffe Nasseer, der seiner Mutter zunehmend fremd wird, seit er einem radikalen islamistischen Prediger an den Lippen hängt.
Unerwünschte Begegnung im Exil
Taufiq vermittelt und schlichtet und er kümmert sich auch um Amal. Sie hat Architektur studiert. Aber seit der Flucht vor ihrem Mann im Irak arbeitet sie nun unter einem anderen Namen im Café Abu Nawas.
Bis eines Tages dieser Mann im Café auftaucht. Er ist nun Kulturattaché des irakischen Regimes in London. Und hegt keine guten Absichten.
Dass ein Café, in dem alte Freunde und Feinde im Exil zusammentreffen, an «Casablanca» erinnert, ist für Samir selbstverständlich. Ein Unterschied sei allerdings, das Rick’s Café in Casablanca eine Durchgangstation sei.
Das Café Abu Nawas dagegen ist eher so etwas wie eine Endstation. Die Menschen, die sich hier treffen, leben hier, sind zum Teil hier aufgewachsen. Der Treffpunkt verknüpft das Leben in der alten Heimat mit dem in der neuen.
Schnittstelle statt Parallel-Gesellschaft
Samir mag den Begriff «Parallel-Gesellschaft» nicht. Weil er suggeriert, diese Menschen widersetzten sich der «Integration». Dabei, sagt Samir, könnten die meisten von ihnen ohne Integration gar nicht leben im Exil.
So gesehen ist das Café Abu Nawas eher eine Schnittstelle als eine Exklave. Wenn Zekis englische Freundin auftaucht, zeigt sich das eben so, wie in Taufiqs Verhältnis zur britischen Literatur-Agentin Maud.
Der rote Faden des Films ist relativ simpel. Die Figuren werden zum Teil von ihrer Vergangenheit eingeholt, sie reiben sich aber auch untereinander und aneinander. Weil die «Wertsysteme» eben immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.
Das gilt vor allem für Muhanad. Der smarte junge IT-Spezialist ist schwul. Ein mehr oder minder offenes Geheimnis im Freundeskreis, aber er traut sich nicht, vor den Freunden im Café zu seinem Freund zu stehen. Ebenso wenig wie Amal, als ihr neuer britischer Freund Martin plötzlich im Café steht. Der Schatten der alten Heimat und ihrer alten und neuen Tabus liegt über ihnen.
Die Schatten der Erinnerung
Seinen Titel verdankt der Film einem Wortspiel, erklärt Samir. In einem bestimmten arabischen Dialekt stehe das gleiche Wort für «Erinnerung» und für «Schatten».
«Baghdad in My Shadow» ist ein aufwändig gemachter Film. Vor allem für das Casting hat sich Samir Zeit genommen, denn er wollte unbedingt Schauspielerinnen und Schauspieler, die den irakischen Dialekt und Englisch sprechen können. Er hat sie gefunden. Taufiq-Darsteller Haytham Abdulrazaq ist unter anderem Professor für Schauspiel im Irak. Zahraa Ghandour, Amal, wurde in Bagdad geboren, hat libanesische Wurzeln und arbeitet als Produzentin, Filmemacherin, Fernseh-Moderatorin.
Ein schöner Effekt dieser «authentischen» Besetzung ergibt sich daraus, dass Samir für die kleineren Rollen der britischen Figuren renommierte Schauspielerinnen wie Kerry Fox oder Andrew Buchan («Broadchurch») gewinnen konnte. Somit sind die bekannten Namen für einmal Nebendarsteller.