Paul Schrader ist der langjährige Drehbuchautor von Martin Scorsese. In seinem neuen Film «First Reformed» erzählt Schrader die Geschichte eines Pfarrers, der sein ganz privates Leiden so lange herunterschluckt, bis er einerseits an Magenkrebs erkrankt und sich andererseits am Leid der Natur, des Planeten komplett aufreibt.
Als ob «Taxi Driver» auferstanden wäre
Ethan Hawke spielt diesen Pfarrer. Dessen innere Zerrissenheit erinnert mit einer Intensität, die nicht von ungefähr kommt, an den Taxifahrer «Travis Bickle» in Scorseses «Taxi Driver».
Das Drehbuch aus dem Jahr 1974 stammte ebenfalls aus der Feder von Paul Schrader und Hawkes Figur des Reverend Toller ist wie eine Wiederauferstehung des Travis Bickle über 40 Jahre später. Neben Hawke ist Amanda Seyfried zu sehen, sie spielt die schwangere Frau eines Umweltaktivisten mit schweren Depressionen.
Am Anfang des Films erscheint die Kirche «First Reformed», eine der ersten reformierten Kirchen des Landes, langsam im heller werdenden Tageslicht. Während es um die Kirche heller wird, wird es um den Reverend immer dunkler. So streng Reverend Toller mit sich ist, so karg ist sein Pfarrhaus und so formalistisch und schlicht sind auch die Filmbilder.
Es gibt keine Erlösung
Zusammen mit der sehr sparsamen Filmmusik einer Band namens «Lustmord» ist «First Reformed» ein Werk mit eigenartiger Kraft, die vor allem auch auf Worten beruht: Der Reverend schreibt Tagebuch, das man immer wieder im Off hört.
Aber das Schreiben bringt keine Erlösung. Die reformierte Kirche kennt nicht die Erleichterung durch die Beichte. Das Wort ist streng und das Leid muss durchlebt werden. Bis zum Ende.
Spannender Beitrag zum Reformationsjahr
Die katholische Trösterin Mary – so heisst die schwangere Frau des Umweltaktivisten, Mary Mensana, (was grob übersetzt werden könnte mit «Maria mit gesundem Geist») – kann Toller nicht an sich heranlassen. Als er es dann endlich doch kann, ist auch das mit starkem Schmerz verbunden. Sein Glaube ist streng, unerbittlich, leidvoll.
«First Reformed» ist ein wunderbarer und gleichzeitig schockierender Film in seiner Strenge, seiner Konsequenz, seiner konsequenten Moralität – ohne dabei moralinsauer zu sein. Und sicher einer der spannendsten Beiträge zum Reformationsjahr.