Bei uns sind vor allem drei Namen im iranischen Kino bekannt: Abbas Kiarostami, Jafar Panahi, Asghar Farhadi. Wie gross ist die iranische Filmszene?
Beetash Saneeha: In unserem Land findet aktuell eine regelrechte Kino-Revolution statt. Es gibt unglaublich viele junge Filmemacher, hier am Filmfestival werden 14 Filme gezeigt und alle sind wirklich gut. Unser Kino wird dadurch besser und besser. Die ganze Welt kennt iranisches Kino wegen den drei Regisseuren, die Sie aufgezählt haben. Aber die Welt sollte wissen, dass es ein neues Kino gibt, neue Regisseure die etwas anderes erzählen können. Das kann helfen, Probleme in unserem Land auszusprechen und sie zu lösen. Da passiert etwas richtig Gutes in unserem Kino im Moment.
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Maryam Moghaddam: Es ist wichtig, die eigene Version von Wahrheit erzählen zu können. Ich glaube auch, diese Lust am Erzählen kommt aus unserer persischen Tradition der Erzählkunst, der Literatur. Wir alle lieben Poesie. Wir lieben es, Geschichten zu hören und zu erzählen. Und nun erzählen wir sie im Kino.
Sie erzählen sicher andere Geschichten als die traditionellen Poeten?
Beetash Saneeha: Ich habe das Gefühl, es gibt aktuell Veränderungen in unserer Gesellschaft, die dem Kino und der Kunst helfen. Schritt für Schritt öffnet sich unser Land, wenn auch nur ganz im Kleinen. Aber wir können doch einige neue Themen aufgreifen und Drehbücher schreiben, die man früher nicht hätte schreiben dürfen. Das hilft, unser Kino zu verbessern, zu bereichern.
Konzentriert sich die Filmemacherszene auf die Hauptstadt Teheran?
Nein, überhaupt nicht. Im ganzen Land machen jetzt junge Leute Filme, und richtig gute! Dokumentarfilme, Kurzfilme, Animationsfilme. Ausserdem haben wir viele Filmfestivals im Land, auch in kleinen Städten, mit verschiedenen Schwerpunkten. Die Qualität ist nicht immer hoch, aber diese Festivals bieten wichtige Plattformen. Wissen Sie, Kino ist bei uns ein wichtiger Teil der Kultur, alle gehen ins Kino, die meisten wollen Schauspieler oder Regisseure werden. Kino ist das meistverbreitete Wochenendvergnügen.
Eine grosse Menge junger Filmemacher und ein System, das den Kunstschaffenden enge Grenzen setzt: Trotz Ihres Optimismus ist es doch sicher schwierig, im Iran Filme zu drehen?
Maryam Moghaddam: Ja, aber es hilft dabei, die Grenzen immer mehr auszuloten und auszudehnen. Und je mehr an etwas teilnehmen, desto mehr hebt sich das Niveau. Natürlich – da sind Grenzen, ja. Aber wir hoffen auf bessere Zeiten, wünschen uns, dass es einfacher wird. Wie in unserem Film: Wir hoffen auf Regen. Und selbst wenn er dann sauer ist, ist es doch immerhin Regen. Wir hoffen auf diesen Regen.