Mit seinem Talent hat er noch nie zurückgehalten. Schon als Leonardo DiCaprio als 19-Jähriger zum ersten Mal richtig in Erscheinung trat, gab er gleich alles: In «What’s Eating Gilbert Grape» spielte er 1993 einen Teenager mit einer geistigen Behinderung – eine Rolle, in der man in den frühen 90ern schauspielerisch so richtig auf die Tube drücken konnte. DiCaprio hängte sich rein, und bekam prompt seine erste Oscarnominierung.
Wer da noch nicht vom Schauspielwunderkind DiCaprio gehört hatte, tat es spätestens 1997: Nach «Titanic» gab es am blonden Darsteller kein Vorbeikommen mehr. Als drittklassiger Passagier Jack liess DiCaprio die Herzen schmelzen – und stieg in die A-Liga von Hollywood auf.
Mit «Titanic» nach ganz oben
Den Frauenschwarm wollte er aber er nicht für den Rest seiner Karriere spielen. Nach dem gigantischen Erfolg von «Titanic» machte sich DiCaprio erstmal rar und zeigte sich fortan in unterschiedlichen Rollen, meist in aufsehenerregenden Produktionen.
Mit seiner Wandelbarkeit machte er sich zum Liebling von Hollywoods grössten Regisseuren – Woody Allen, Steven Spielberg und Ridley Scott sind nur einige hochkarätige Mitglieder des DiCaprio-Fanclubs. Der grösste Fan ist aber eindeutig Martin Scorsese: Er hat bislang sechs Filme mit DiCaprio gedreht, die nächsten zwei sind bereits in der Mache. DiCaprio sei «einer der grössten Schauspieler der Filmgeschichte», sagt Scorsese über DiCaprio.
«The Revenant»: Leiden für den Oscar
Scorsese und Kollegen schätzen an DiCaprio neben der Vielseitigkeit seine grosse Intensität. DiCaprio spielt überdeutlich, zeigt gerne sein Können. Nirgendwo tut er das offensichtlicher als im Drama «The Revenant» von 2015: Hier quält sich DiCaprio zweieinhalb Stunden lang als schwerverletzter Trapper durch die nordamerikanische Kälte.
Er grunzt, keucht, kriecht, friert. Bei Erscheinen des Filmes erzählten Regisseur Iñárritu und sein Hauptdarsteller gerne, wie strapaziös die Dreharbeiten gewesen seien. Viele Crewmitglieder gaben auf oder wurden gefeuert, DiCaprio hingegen biss sich durch – auch durch eine rohe Bisonleber, die er während den Dreharbeiten tatsächlich verspeist haben soll.
Verdiente Auszeichnung
So viel Einsatz und Aufopferung musste belohnt werden: Die Academy verlieh DiCaprio für «The Revenant» im sechsten Anlauf endlich den verdienten Oscar. Der Film ist zwar auch für das Publikum zuweilen eine Tortur, Kamera und Schauspiel zeugen aber unverkennbar von grosser Klasse.
Dass «The Revenant» nicht DiCaprios bester Film ist, spielt ohnehin nur eine Nebenrolle. Hauptsache ist, dass das Warten auf den Oscar für diesen herausragenden Schauspieler endlich ein Ende hatte und der Goldjunge endlich sein verdientes Goldmännchen bekam.
Umweltschutz und Supermodels
Die Oscarverleihung nutzte DiCaprio für sein grösstes Anliegen, die Umwelt. Damit tritt er in der Öffentlichkeit am liebsten in Erscheinung, Schlagzeilen machen indes aber eher seine stetig wechselnden Freundinnen, die stets jung, blond und Supermodels sind.
Daneben bleibt aber weiterhin Zeit für neue Filme. Erfreulich ist, dass DiCaprio, seit er den Oscar in der Tasche hat, wieder mehr Gefallen an leichten Stoffen findet. In Komödien wie «Don’t Look Up» und «Once Upon a Time in Hollywood» gefällt er nämlich mindestens so gut wie mit ernsten Stoffen.