Robert De Niro ist ein Grenzgänger. Er ist ein überzeugter Anhänger des sogenannten Method Acting: Jener Methode in der Schauspielerei, die eine kompromisslose Verschmelzung mit der jeweiligen Rolle verlangt.
Eine seiner frühen Darstellungen gilt bis heute als eine seiner grossartigsten überhaupt: In «Raging Bull» spielt er 1980 den Box-Champion Jake LaMotta.
Im Schwarz-Weiss-Biopic über den legendären Mittelgewichts-Weltmeister aus der Bronx geht De Niro buchstäblich ans Limit.
Bis zum Äussersten
Sozusagen vor laufender Kamera verwandelt sich De Niro vom durchtrainierten Spitzenathleten zum heruntergekommenen und übergewichtigen Nachtklub-Entertainer.
Innerhalb weniger Wochen legt er 30 Kilogramm Gewicht zu, um exakt jene 110 Kilogramm zu wiegen, die LaMotta Ende der 1960er-Jahre auf die Waage gebracht hatte.
Der Regisseur von «Raging Bull», Martin Scorsese, machte sich ernsthaft Sorgen um die Gesundheit seines Hauptdarstellers und Freundes. In einer Making-of-Dokumentation erzählt er, dass De Niro wegen seines Übergewichts gesundheitliche Probleme bekommen hatte: «Bob hatte ziemlich viel Gewicht zugelegt und er kam für die Szenen zurück nach L.A. Ich wollte das schnell abdrehen, denn man konnte hören, dass er Atemprobleme hatte.»
Die Hollywood Twins
De Niros und Scorseses Laufbahnen sind seit 50 Jahren eng verknüpft. Bereits ihre frühen gemeinsamen Filme schrieben Geschichte. In «Taxi Driver» spielt De Niro den Vietnamveteranen und Taxifahrer Travis Bickle.
Die Monologzeile vor dem Spiegel hat sich ins filmkulturelle Gedächtnis eingebrannt: «(Are) you talking to me?» («sprichst Du zu mir?»).
Das erfolgreiche Duo ist in Hollywood so legendär, dass es über einen eigenen Wikipedia-Eintrag verfügt.
Al Pacino trifft De Niro
Eine ebenso lange wie innige Freundschaft verbindet De Niro mit dem zweiten Hollywood-Giganten seiner Altersliga: Al Pacino. Jahrzehntelang wartete das Publikum darauf, bis die beiden gemeinsam vor der Kamera standen.
1995 war es so weit. «Heat» von Michael Mann wurde zum Kinoereignis des Jahres. Zwar spielten beide bereits 1974 in «The Godfather Part II» mit, eine gemeinsame Szene jedoch gibt es im Film nicht.
De Niros Bravourstück
Al Pacino teilt die Ansicht vieler Filmfans: In «Raging Bull» liefert De Niro ein Bravourstück ab. Im Interview mit dem Lifestyle-Magazin GQ sagt Pacino: «Das war vermutlich seine wichtigste Rolle. Vielleicht sogar die grossartigste Leistung in der Filmgeschichte.»
Der echte Jake LaMotta, mit dem er im Ring wochenlang die rechten und linken Haken trainiert hatte, war zufrieden mit dem Film. Er gebe sein Leben und seine Persönlichkeit adäquat wieder, soll er dazu gesagt haben.
Mit 80 ein Western
Trotz seiner kompromisslosen und kräftezehrenden Arbeitsweise bringt Robert De Niro auch im hohen Alter genug Energie auf für seinen Beruf.
2019 spielte er im Gangster-Epos «The Irishman» erneut einen Mafioso. Dieses Mal jedoch einen, der seine Taten zu hinterfragen beginnt.
Und nun, mit 80, spielt er im True-Crime-Western «Killers of the Flower Moon» mit. Regie führt natürlich: Martin Scorsese.