Leute abknallen – damit war John Wick eigentlich durch. Die Liebe machte aus dem ehemaligen Auftragskiller einen friedfertigen Kuscheltiger. Doch dann gibt ihm das Schicksal Saures. Zuerst stirbt seine Frau an Krebs. Dann klaut ihm der jüngste Spross der New Yorker Russenmafia seinen 69er Ford Mustang. Als der dreiste Dieb auch noch seinen Hund kalt macht, ist das Fass voll … Der anschliessende Rachefeldzug beweist: John Wick hat das Töten nicht verlernt.
Das stärkste Zitat
«John ist ein Mann der Konzentration, der Hingabe und des Willens. Dinge von denen du nichts verstehst. Einmal sah ich ihm in einer Bar dabei zu, wie er drei Männer mit einem Bleistift tötete – einem Bleistift!» Oberbösewicht Viggo Tarasov (Michael Nyqvist) klärt seinen ahnungslosen Sohn Iosef (Alfie Allen) auf: Sich mit John Wick anzulegen, ist ein kapitaler Fehler.
Der Regisseur
Regisseur Chad Stahelski und Keanu Reeves gehen zusammen durch dick und dünn. Kennengelernt haben sich die beiden vor 24 Jahren auf dem Set von «Point Break». Im Surfer-Thriller war Stahelski Reeves Stunt-Double. Denselben Job angelte er sich der Martial-Arts-Enthusiast bei «The Matrix». Dank des Erfolgs und Reeves‘ Support konnte Stahelski seinen Kompetenzbereich in der Folge kräftig ausdehnen. In Teil zwei und drei der «Matrix»-Trilogie koordinierte er die Stunts der Kampfsportszenen, in «Man of Tai Chi» choregraphierte er sie. Mit 46 Jahren folgt nun der nächste grosse Schritt: «John Wick» ist Chad Stahelskis Regiedebüt.
Fakten, die man wissen sollte
Keanu Reeves hat in Hollywood das Image des tragischen Helden. Einerseits weil ihm seit der «Matrix»-Reihe, die vor zwölf Jahren endete, kein einziger Kassenhit mehr geglückt ist. Andererseits aber auch, weil sein Privatleben immer wieder von Schicksalsschlägen erschüttert wurde. 1993 starb Schauspiel-Kollege River Phoenix, mit dem Reeves eng befreundet war. Im Dezember 1999 erlitt seine Freundin Jennifer Syme eine Totgeburt, einen Monat vor dem errechneten Entbindungstermin. Die Beziehung mit Jennifer Syme ging daraufhin in die Brüche. Den Kontakt hielten die beiden aber aufrecht, bis die Schauspielerin 2001 tödlich verunfallte. Seither umgibt Reeves die melancholische Aura des Trauernden. «John Wick» macht sich diese Ausstrahlung zunutze; mit Erfolg, wie die US-Einspielergebnisse zeigen.
Das Urteil
43 Millionen Dollar hat «John Wick» allein in den Vereinigten Staaten eingespielt, mehr als das Doppelte des Budgets. Reeves' Pechsträhne scheint damit ein Ende zu nehmen. Der Film funktioniert als Rachephantasie für Hartgesottene: Die Optik ist verdammt cool, die Handlung verdammt flach, die Action verdammt brutal. Keanu Reeves macht mit seinem neuen Film keine Gefangenen. «John Wick» ist kompromissloses Action-Kino, das die Form weit über den Inhalt stellt. Doch immerhin: Die Form stimmt. Und das ist angesichts der zahllosen Flops des mittlerweile 50-Jährigen doch schon eine ganze Menge.