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Was rettet die Kinos?
Aus Kulturplatz vom 26.01.2022.
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Keine Erholung für die Kinos Nicht mal Bond konnte das Schweizer Kinojahr retten

Schweizer Kinos haben in den Pandemiejahren massiv Eintritte eingebüsst – das war zu erwarten. Überraschender sind die grundsätzlichen Branchentrends, wie die neusten Zahlen zeigen.

«No Time To Die» war nicht nur der Titel des letzten James-Bond-Abenteuers mit Daniel Craig. Es war auch das Motto der Kinobetreiber im zweiten Jahr der Pandemie. Das zeigen die neusten Zahlen von ProCinema, des Schweizer Verbands für Kino und Filmverleih.

Mit etwas mehr als 5,5 Millionen verkauften Eintritten legte das Kinojahr 2021 gegenüber 2020 zwar um fast 24 Prozent zu. Im Vergleich zum letzten Vorpandemiejahr 2019 war der Zuschauerrückgang mit 57 Prozent jedoch massiv – und liegt damit im Rahmen anderer Länder.

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Michael Sennhauser ordnet die neusten Kinozahlen ein
aus Kultur-Aktualität vom 15.03.2022. Bild: Keystone
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Rund 60 Prozent weniger Publikum mit der gleichen Infrastruktur: Das muss erst mal bewältigt werden. Gelungen ist das vor allem dank der Unterstützungsmassnahmen von Bund und Kantonen. «Auch im zweiten Jahr der Pandemie musste kein einziger Kinosaal wegen der Restriktionen geschlossen werden», steht im Vorwort der Jahresstatistik von ProCinema.

Erste grosse Kinos schliessen

Tatsächlich haben sogar neue Kinos eröffnet. Etwa das Arena-Multiplex in Basel, das ausgerechnet zu Pandemiebeginn fertiggestellt wurde.

Der Kater, wenn er denn kommt, folgt verzögert. Die zur Swisscom gehörende Blue Cinema Kette hat seit Jahresbeginn bereits das Capitol in Basel ersatzlos geschlossen. Das Moderne und das Capitol in Luzern sollen Ende des Jahres folgen. Blue Cinema gibt damit beide Städte als Standort auf.

Kino für mehrere Publika

Wenn man die Zahlen von ProCinema über die Jahrzehnte vergleicht, ergeben sich ein paar eindeutige Bewegungen in der Schweiz: Die Zeit des Kinos als Massenphänomen ist vorbei. Dafür lässt sich mit einem breiteren Angebot immer noch ein Publikum erreichen. Oder eher: Publika.

Denn ein Film für alle funktioniert im Kino heute kaum noch. Der letzte und erfolgreichste Film dieser Art bleibt mit 1'940'840 verkauften Tickets «Titanic» aus dem Jahr 1998.

Auf Platz 10 der Top 30 seit 1995 folgt «Die Schweizermacher» als einziger einheimischer Titel mit 942'000 Tickets. Das war 1978, zwanzig Jahre vor «Titanic».

Rose und Jack auf der Titanic.
Legende: Eine der wohl berühmtesten Filmszenen aller Zeiten: Jack (Leonardo DiCaprio) und Rose (Kate Winslet) auf der Titanic, am Abend als das Schiff für immer versank. IMAGO / United Archives

Der Bond-Film «No Time To Die», der grosse Kino-Revival-Hoffnungsträger der Branche, erreichte letztes Jahr mit 840'588 Zuschauern nicht einmal mehr den «Schweizermacher»-Rekord. Aber immerhin mit Leichtigkeit Platz eins der Jahreshitparade 2021. Weit abgeschlagen auf Platz zwei liegt «Spiderman: No Way Home» mit gerade noch 292'047 Zuschauenden.

Die Preise bleiben stabil

Anders als oft vermutet, ist der durchschnittliche Eintrittspreis über die letzten zehn Jahre bei etwas über 15 Franken geblieben.

Im Detail aber werden die Preise gespreizt: Von ausgesprochen günstigen 10 Franken bis zu Premiumplätzen für 25 Franken. Das funktioniert ein wenig wie Prix Garantie oder M-Budget bei den Grossverteilern. Besonders günstige Preise können mit Premium-Angeboten aufgefangen werden.

Zwei Männer blicken gegen den Himmel.
Legende: «Die Schweizermacher» ist der erfolgreichste Schweizer Film seit Beginn der statistischen Erfassung. IMAGO / United Archives

Mehr Leinwände für weniger Sitze

Während die riesigen alten Einzelkinos verschwinden, nehmen die Multiplexe mit ihrem breit gespreizten Angebot zu – auch im Studiofilmbereich. Gab es im Jahr 2000 erst vier Multiplexe in der Schweiz, sind es heute bereits deren 17.

Im gleichen Zeitraum sind zwar 68 Kinos verschwunden, aber 106 Leinwände dazugekommen – mit insgesamt rund 8000 Plätzen weniger. Anders gesagt: mehr Filme auf mehr Leinwänden für weniger Zuschauer und Zuschauerinnen.

Ein breiteres Angebot für ein fragmentiertes Publikum: Das zeigt eine gewisse Analogie zum wachsenden Konkurrenzangebot der Streaming-Dienste.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 15.03.2022, 17:10 Uhr

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