Daniel Craig kann einpacken. Roger Moore wirkt einfach nur billig. Einzig Sean Connery könnte ihm das Wasser reichen: Colin Firth ist der perfekte Gentleman, und das in einer Agenten-Parodie.
Er mimt den vornehmen britischen Spion, allerdings ohne Ambitionen, das weibliche Geschlecht zu verführen. Stattdessen versucht er einen Jungen von der Strasse für den Secret Service zu casten und gleichzeitig einen durchgeknallten Grössenwahnsinnigen (Samuel L. Jackson) zu stoppen.
Die Botschaften
Erstens: «Manieren machen uns zu Menschen.» Das Lebensmotto von Geheimagent Harry Hart (Colin Firth). Sein Lieblingsschüler: Eggsy (Taron Egerton), der allerdings noch lernen muss anzuklopfen, bevor er ins Zimmer kommt. Zweitens: Traue keinem Telekommunikationsunternehmen, das dich kostenlos telefonieren lässt. In diesem Fall gehört es dem Bösewicht Richmond Valentine, lispelnd von Samuel L. Jackson gespielt. Wer mit dieser Technik telefoniert, wird zur mordenden Bestie.
Die Schöpfer
Hinter «Kingsman – The Secret Service» stecken die Comicautoren Mark Millar und Dave Gibbons. Bereits als 17-Jähriger wünschte sich Millar, eines Tages mit seinem Vorbild und Erfinder der Comicserie Watchmen, dem zwanzig Jahre älteren Gibbons, zusammen zu arbeiten. Die Erfüllung des Wunsches heisst «Secret-Service» und erschien im Februar 2012 im Comicformat. Gemeinsam mit Regisseur Metthew Vaughn («Kick-Ass», «X-Men») wurde schliesslich ein Film daraus.
Hinter den Kulissen
Die eigentliche Idee zu Comic und Film kam Regisseur Matthew Vaughn während der Dreharbeiten zu «Kick-Ass». Er unterhielt sich mit dem Graphic-Novel-Autor Mark Millar über einen Zeitungsartikel. In dem stand, wie Regisseur Terence Young im ersten Bond-Film «Dr. No» gegen den Willen des Autors Ian Fleming Sean Connery als 007 besetzte. Um den ungehobelten Connery zum englischen Gentleman zu machen, musste dieser erst einmal Anstand lernen. Die wahre Anekdote wurde zur Story für den Comic und schliesslich zum Film: Ein Strassenjunge im Benimmkurs oder auch «My Fair Lady» mit ein paar mehr Toten.
Das Urteil
In den Hinterräumen eines Schneiderateliers arbeitet die geheime Organisation Kingsman: Gentlemen im Agenteneinsatz, allzeit bereit, die Welt zu retten. Der Bösewicht: Richmond Valentine (Samuel L. Jackson), ein irrer Weltverbesserer, der nicht weniger als die Menschheit vernichten möchte, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Immerhin – hehre Absichten. Angereichert wird die Story durch Eggsy (Taron Egerton), einen jugendlichen Kleinkriminellen, der das Handwerk des höflichen Superspions erlernen soll. Die unterhaltende Comicverfilmung hat nicht nur Kalauer zu bieten. Der Humor ist zwar keinesfalls subtil, doch rutscht die Komödie nur selten ins Klamaukige. Während des Showdowns schliesslich explodieren Köpfe – ein finales Feuerwerk im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist bunt, das ist laut und das bringt Spass.