Was für eine Wohngemeinschaft! Da ist die junge Phoebe (Jungfrau und einzige Überlebende eines Sommercamp-Massakers). Bei ihr eingezogen: Helmut (ein ordnungsliebender Serienkiller, der nicht mehr killen will und Angst vor einem Rückfall hat).
Der Dritte im Bunde ist Stinky (ein sehr langsamer Zombie, den Helmut beim Aufräumen unter dem Sofa entdeckt hat). An den Figuren erkennt man: der Comic-Strip ist eine liebevoll-satirische Hommage an den modernen Horrorfilm.
Nicht nur was für Kenner der Kino-Killer
Für Insider ist «Survivor Girl» eine lustige Aneinanderreihung von Anspielungen. Aber auch wer nichts vom Horror-Genre weiss (aber sich schnell über die relevanten Leinwand-Leichenmacher informieren will), ist bei diesem Comic-Strip gut aufgehoben.
Netterweise haben die Autoren unter jeden Strip vermerkt, welcher Film zitiert wird. Wer kein Kenner dieser Kill-Murder-Death-Filme ist, aber an den Blutbädern interessiert ist, kann sich also die Titel notieren und im Netz herunterladen. Praktisch.
Wer die 99 Seiten gelesen hat, kennt am Ende die relevanten Todesszenen aus «Halloween» (Filmreihe seit 1978, in der ein maskierter Psychopath namens Michael auf Mördertour geht) und «Friday, the 13th» (Filmreihe seit 1980, über einen Killer namens Jason, der wie Helmut eine Hockeymaske trägt). Ausserdem erfährt der Leser, wer Horror-Ikone George A. Romero ist (Er brachte mit Filmen wie «Night of the Living Dead» die Zombie-Apokalypse in die Kinos).
Es ist ein Streifzug durch die Filmgeschichte der Metzel-Movies – von «Psycho» (Von 1960: Müttersöhnchen flippt aus) über «The Ring» (Filmreihe seit 1991: Wer ein bestimmtes Videotape anschaut, stirbt nach sieben Tagen), über «Saw» (Filmreihe seit 2003: Geht um den sogenannten Jigsaw-Killer, der Menschen fängt und in fiesen Fallen foltert) bis zu «Paranormal Activity» (Filmreihe seit 2007: Normalos schlagen sich zu Hause mit einem übernatürlichen Wesen herum).
Echt lustig
Wie gesagt, «Survivor Girl» ist keine trockene Enzyklopädie. Einer der lustigsten Momente, der die Tonart verdeutlicht: Helmut hat Zombie Stinky, nachdem er ihn gefunden hat, auf einen Stuhl im Wohnzimmer gesetzt und zeigt ihn Mitbewohnerin Phoebe. Folgender Dialog ergibt sich:
Phoebe:«Du hast also diesen Zombie unter dem Sofa gefunden. Was jetzt?»
Helmut: «Was jetzt? Machst du Witze? Der kleine Kerl ist der Knüller in kleinen Tüten. Ich könnte ihn mir stundenlang anschauen.»
Phoebe und Helmut starren auf den absolut regungslosen Stinky.
Phoebe: «Und was macht er genau?»
Phoebe und Helmut starren auf den immer noch regungslosen Stinky.
Helmut: «Ich glaube, er verwest so vor sich hin... Das ist wie eine Lavalampe anschauen.»
Vom Web in den Buchladen
Der Comic-Strip «Survivor Girl» ist eigentlich ein Web-Comic der deutschen Christopher Tauber und Ingo Römling. Nach wie vor kann man sich die Geschichten auch unter survivor-girl.de anschauen.
Aber es lohnt sich, das Buch zu kaufen. Wegen der liebevollen Aufmachung. Es sieht aus wie eine VHS-Kassette (Wir erinnern uns: Vor Download und DVD gab es Videotapes) aus einer Videothek (Da lieh man sich früher Filme aus). Denn es ist mit Hinweisen auf die Mahngebühr für nicht zurückgespulte Filme und das vorhandene Bonusmaterial versehen (Es gibt tatsächlich eine «Deleted Scene» und ein Making Of).
Fazit
Einziges Manko von «Survivor Girl»: Aus Zeitgründen konnte der ursprüngliche Zeichner die Geschichte nicht zu Ende bringen und eine Kollegin übernahm den Job. Aber das stört das Lesevergnügen kaum.
Der Comic-Strip ist schön gezeichnet, lustig, ein bisschen brutal und vermittelt tatsächlich Wissen (Wissen im Sinne von: Beim nächsten Film-Quiz kann man die Frage über Kettensägen-Massaker und gerufene Geister bestimmt beantworten).