Im Rahmen der Solothurner Filmtage hat das Migros-Kulturprozent das «Story Lab» vorgestellt. Neu geht es bei der Filmförderung nicht mehr nur um «Film»: Das Story Lab ist offen für alle Arten von audiovisuellen narrativen Formaten.
Wie bereits andere Schweizer Förderinstitutionen, etwa Pro Helvetia oder der Pacte de l'audiovisuel der SRG, nimmt nun auch das Migros-Kulturprozent die Entwicklung von Inhalten für neue und interaktive Medien mit ins Boot.
Konkret sollen Projekte in den Bereichen Film, Serie, Virtual Reality, Augmented Reality, 360 Grad, Cross-Media und Games gefördert werden.
Auf Veränderungen reagieren
Mehr audiovisuelle Formate – bedeutet das weniger Filmförderung? Nadine Adler Spiegel, die das Migros-Kulturprozent Story Lab leitet, entgegnet: «Es gibt bei uns kein Abonnement auf Förderung. Als private Institution steht es uns frei, auf den digitalen Wandel zu reagieren, und auf ein Rezeptionsverhalten, das sich verändert.»
Der neue Verteilmodus habe aber nicht zum Ziel, alte und neue Künste in ein Konkurrenzverhältnis zu stellen. Im Gegenteil, es sollen Synergien entstehen.
«Wir finanzieren Ideen und Recherchen. Da kann es auch vorkommen, dass sich erst bei der Stoffentwicklung herausstellt, welches audiovisuelle Format am besten zu einem Vorhaben passt», fügt Nadine Adler Spiegel hinzu.
Zukunftsgerichtete Inhalte und Synergien
Dass sich das Story Lab dieser neuen Formaten annimmt, ist zukunftsgerichtet. Audiovisuelle Inhalte haben nebst ihrer künstlerischen Relevanz auch zunehmend eine funktionale Note: Gamification in Lehrmitteln, Apps mit informativer Hörspielbegleitung auf Wanderwegen oder animierte Museumsrundgänge auf Tablets – für all diese Angebote braucht es solides Storytelling.
Für Filmschaffende im traditionellen Bereich heisst das aber trotzdem, dass sie ihre Treatments jetzt am gleichen Ort einreichen wie Leute, die tendenziell eher auf Spiel-Abläufe oder auf das Design von virtuellen Welten spezialisiert sind.
Begleitung steht im Zentrum
Das Migros Kulturprozent Story Lab konzentriert sich dabei bewusst auf Projekte, die noch in ihrer Frühphase stecken. «Es ist ein Bedürfnis der Branche, dass man den Entstehungsprozess eines Vorhabens begleitet, etwa mit Coaching und mit Mentoring, und nicht zuletzt unter den Kunstschaffenden vermittelt und ihnen ein Netzwerk zur Verfügung stellt», sagt Nadine Adler Spiegel.
Junge Filmschaffende gesucht
Bei dieser Profilierung liegt es auf der Hand, dass sich das Story Lab nicht zuletzt an junge Filmschaffende und Drehbuchschreibende richtet, die besonders stark auf externe Erfahrung und auf Vernetzung angewiesen sind.
Der Nachwuchs wird zudem privilegiert, indem das Story Lab die eingereichten Projekte anonymisiert an eine Jury weitergibt, die beim Abwägen nichts über den Status der gesuchstellenden Person erfährt.
Grosse Namen zählen nicht
Nadine Adler Spiegel hierzu: «Ich verstehe die Angst von gestandenen Filmschaffenden, dass man bei uns nicht mit dem ganzen Lebenswerk auftrumpfen kann – aber es bedeutet Chancengleichheit.»
Heisst die Jury des Story Labs ein Projekt gut, so winkt ein Förderbeitrag zwischen 7’000 und 25'000 Franken.
Wieviele Projekte das Story Lab jährlich unterstützen wird, ist noch offen. Gemäss Geschäftsbericht stellt das Migros-Kulturprozent pro Jahr rund 25 Millionen Franken für die Förderung von kulturellen Aktivitäten zur Verfügung – eine Summe, die sich das Story Lab freilich mit allen anderen Künsten teilen muss.