«Halleluja, er ist da!» Die Liebhaber des DC-Universums, aus dem Uneingeweihte primär Superman und Batman kennen, sind derzeit ganz aus dem Häuschen. Weil das Studio Warner Brothers in diesen Tagen einen Streaming-Titel veröffentlicht, den es ohne Fan-Initiative schlicht nicht geben würde.
Schliesslich handelt es sich bei «Zack Snyder’s Justice League» um den Director’s Cut eines Films, der bereits 2017 in den Kinos lief. «Justice League» enttäuschte damals so ziemlich alle: Hollywood war mit den mittelprächtigen Einnahmen genauso unzufrieden wie die Fans mit dem Patchwork-Charakter des Leinwandprodukts.
Letztere hatten für die ungenügende Qualität immerhin sofort eine Erklärung bereit: Zack Snyders plötzlicher Abgang. Denn just als der Spezialist für pathetische Action mit dem Feinschliff beginnen wollte, nahm sich seine Tochter Autumn das Leben. Der trauernde Synder übergab das unvollendete Projekt daraufhin Joss Whedon, den DC kurz zuvor Konkurrent Marvel abgeluchst hatte.
Ein Hashtag macht’s möglich
Whedon wiederum wusste mit dem vorhandenen Material herzlich wenig anzufangen. Also drehte er weitere Szenen, um die Tonalität des bedeutungsschweren Epos aufzuhellen. Die kunterbunte Komik, die er bei Marvel kultiviert hatte, passte aber nicht wirklich zum dunklen Anführer der «Justice League»: «Dark Knight» Batman.
Das Resultat war ein unausgegorenes Mischmasch, ohne erkennbare Vision. Eine zweistündige Materialschlacht, die trotz eines Budgets von 300 Millionen Dollar erstaunlich billig wirkte.
Dies ist nicht der Film, den sich Zack Snyder vorgestellt hatte, proklamierten daraufhin dessen treue Anhänger in den Sozialen Medien. #ReleasetheSnyderCut avancierte in der Folge zu einem der beliebtesten Hashtags.
Corona hilft der Snyder-Bewegung
Ohne Corona hätte die Forderung nach dem Snyder-Cut indes kaum dieselbe Wirkung erzielt. Grünes Licht für zusätzliche 70 Millionen Dollar erhielt dessen Produktion nämlich erst Ende letzten Jahres. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich abgezeichnet, dass Warner 2021 sämtliche Filme auf der hauseigenen Streaming-Plattform HBO Max veröffentlichen würde.
Für einen Kinostart hätte sich Snyders Vierstunden-Version denkbar schlecht geeignet. Als fanorientierter Binge-Watching-Event, der den Wünschen des Publikums entspricht, lässt sich das Ganze dagegen bestens vermarkten.
Auch auf der Gefühlsebene hinterlässt die neue Schnittfassung einen deutlich stärkeren Effekt. Nicht nur, weil Zack Snyder im Abspann seiner Tochter gedenkt. Sondern auch, weil das Epos nun die Zeit hat, sein inhaltliches Profil zu schärfen: Es geht um Trauer, abwesende Väter und die Sehnsucht nach einer Versöhnung mit diesen.
Darkseid, Joker und andere Trümpfe
Der Snyder’s Cut sucht ernstere Töne. Ja, er avanciert gar zur gebrochenen Helden-Hymne, wie man mit Bezug auf die Leonard-Cohen-Songzeile im Abspann sagen könnte: «It’s a very broken Hallelujah.»
Aufgeteilt in sechs Kapitel und einen Epilog gibt «Zack Snyder’s Justice League» seinen sechs Hauptfiguren endlich den Raum, den sie in der Kinofassung schmerzlich vermisst hatten. Selbst wenn diese nun im engeren 4:3-Format – bisweilen sogar auf Tablets oder Smartphones – für Recht und Ordnung müssen.
Deutlich besser als in der 2017er-Fassung sind übrigens auch die Bösewichte: Steppenwolf besticht durch ein stacheliges, frisches Outfit. Sein bedrohlicher Boss Darkseid feiert im Snyder-Cut seine filmische Feuertaufe. Und anders als im DC-Flop «Suicide Squad» sticht hier sogar der von Jared Leto gespielte Joker.
«Zack Snyder’s Justice League» ist in der Schweiz ab 1. April auf Sky Show verfügbar.