Ein lebender Elefant wird zu einer riesigen, protzigen Villa transportiert. Dort soll er die wild feiernde Masse in ihrem Drogenrausch zum Staunen bringen.
Auf dem Weg zu seinem Bestimmungsort kackt das Tier einen Angestellten von Kopf bis Fuss voll. Willkommen in Hollywood Ende der 1920er-Jahre. Und willkommen im Film «Babylon».
Von Aufstiegen und Abstürzen in Hollywood
Schon diese erste Sequenz bereitet das Publikum auf das vor, was in den nächsten episch langen drei Stunden und zehn Minuten auf sie zukommt: wilde Partys, schräge Figuren und Fäkalhumor.
«Babylon» handelt von den Karrieren verschiedener fiktiver Filmschaffender während der Übergangszeit vom Stummfilm zum Tonfilm.
Vom Elefanten-Transporteur bis zum alternden Filmstar
Da wäre einmal der Mexikaner Manny (Diego Calva), der fasziniert ist von der Filmwelt und sich vom Elefanten-Transporteur und Handlanger immer weiter hocharbeitet.
Schon beim ersten Aufeinandertreffen an der Elefanten-Party verliebt er sich in die wilde Nellie LaRoy (Margot Robbie). Sie will unbedingt ein Star werden. Tatsächlich ergattert sich Nellie durch Zufall eine Rolle, die sie gleich in die höchsten Ränge der schillernden Filmwelt katapultiert.
Doch als der Stummfilm vom Tonfilm abgelöst wird, droht sie an ihrer schrillen Stimme und chaotischen Art zu scheitern.
Auch der alternde Stummfilm-Star und Party-Hengst Jack Conrad (Brad Pitt) hat damit zu kämpfen, dass die Zuschauenden ihn nicht mehr ernst nehmen, sobald sie seine Stimme hören.
Rassismus und ein bekannter Bösewicht
Vom Tonfilm profitieren kann hingegen der Trompeter Sidney Palmer (Jovan Adepo). Er wird vom Orchestermusiker zum Konzertfilm-Star hochgepusht. Und muss dann feststellen, dass er als Person of Color auch als Filmstar nicht vor Rassismus gefeit ist.
Als wären dies nicht schon genug Figuren, kommt irgendwann gegen Ende des Films auch noch Schauspieler Tobey Maguire («Spider-Man») als Bösewicht daher.
Ein langwieriges Feuerwerk
All diese und noch weitere Geschichten werden in «Babylon» durcheinandergewirbelt, verwoben und wieder aufgelöst. Viel wichtiger als die Handlung scheint Regisseur Damien Chazelle (Oscargewinner mit «La La Land») das Drumherum: die Partys, die Filmsets, die Exzesse, die Liebeserklärung ans ganz grosse Kino.
«Babylon» ist ein Feuerwerk an Bildern, Musik und schrägen Gestalten, das für kürzere Zeit ziemlich unterhaltsam sein könnte. Doch da sich das Ganze über mehr als drei Stunden zieht, fällt bald auf, dass der Geschichte ein roter Faden fehlt.
Am Ende erinnert man sich an einige gute Szenen – und geht nach so viel Chaos auf der Leinwand mit schmerzenden Augen aus dem Kino.
Kinostart: 19. Januar 2023