«Wir suchen für eine Doku Leute mit Migrationshintergrund – und den habt ihr ja, oder?» Sieht man arabisch oder südosteuropäisch aus, ist man automatisch Migrant: Zumindest denkt das TV-Redakteurin Marlene Weizenhuber.
Zwei Wiener mit Migrationshintergrund beschliessen aus einer Laune heraus, als Klischee-Einwanderer in der TV-Doku von Weizenhuber aufzutreten. Sie essen Döner, verdienen ihr Geld bei illegalen Sportwetten und kennen einen Drogendealer. Kurz gesagt, die Zwei geben der übermotivierten TV-Redakteurin genau die Ausländer, die sie haben will. Die quotengeile Fernseh-Frau jagt nach Klischees, ohne diese zu hinterfragen.
Nur Opfer und Täter
Regisseur Arman T. Riahi und die beiden Hauptdarsteller Aleksandar Petrovic und Faris Endris Rahoma haben das Drehbuch gemeinsam entwickelt.
Mit ihrem Film wollen sie mit dem sogenannten Opfer-Täter-Modell aufräumen. Denn laut Riahi werden Migranten entweder als arme Hilfsbedürftige oder als kriminelle Bedrohung dargestellt. Die drei Drehbuchautoren sprechen aus Erfahrung, denn sie sind iranischer, serbischer und ägyptischer Herkunft. Die beiden Schauspieler kennen das Problem immer als Ausländer besetzt zu werden und nicht als «richtige Österreicher».
Der Rechtsrutsch Österreichs
Ins Kino kommt «die Migrantigen» in einer Zeit, in der Österreich gerade einen Rechtsrutsch erlebt. Jungstar Sebastian Kurz (31) von der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) ist mit der Regierungsbildung beauftragt und wird wohl neuer Bundeskanzler.
Kurz ist bekannt für seine Anti-Islamhaltung und seine strikte Migrationspolitik. Die Wähler überzeugte er von seiner Politik unter anderem damit, dass er sagte, dass durch eine zu hohe Einwanderung die nationalen Grundwerte bedroht würden. Die Macher von «Die Migrantigen» sehen das anders. Der Film soll zeigen, dass die Werte von Österreichern und Ausländern absolut vereinbar sind.
Klischiert, lustig, gesellschaftskritisch
«Die Migrantigen» ist das gelungene Spielfilmdebut von Regisseur Arman T. Riahi, der zuvor Fernsehserien und Dokumentationen gedreht hat. Überzeugend ist auch der Cast. Zwei Secondos, die «Tschuschen» (siehe Textbox) mimen, das bringen die Hauptdarsteller authentisch und überzeugend rüber. Kabarettist und Schauspieler Josef Hader holt aus einer Mini-Rolle einmal mehr das Maximum heraus.
«Die Migrantigen» ist eine durchaus sehenswerte, unterhaltende und gesellschaftskritische Komödie.